Uraufführung: Theater kann nichts anderes als das Leben auch

Die Gruppe Karawane befragt in ihrer neuen Produktion „Theater Theater – OP rette sich wer kann“ nach dem Sinn des Darstellung.

Düsseldorf. "Wie sinnvoll ist das Theater?", fragt die Theatertruppe Karawane in ihrer neuen Bühnenproduktion, die am Samstag im Juta ihre Premiere feierte.

So richtig froh wird man ob ihrer Antwort nicht. Denn gleich zu Beginn - nachdem ein alter Mann mit geschulter Donnerstimme fragte: "Wo ist das Theater?" tuscheln zwei "begabte Zuschauer" mit Blick auf ein imaginäres Bühnengeschehen allerlei Überflüssiges über die Schönheit der Schauspielerinnen und deren Liebesleben.

Mit diesem Text von Konrad Beyer setzt die Collage von Rudi Rölleke und seinem Team ein, um anschließend pantomimisch einen Mord darzustellen ("Urtheater") und im Chor einen altgriechischen Text zu rezitieren.

Rudi Rölleke gründete die Truppe Karawane 1950 und rühmt sich, die älteste freie Theatergruppe Düsseldorfs zu leiten. Die Zeit des absurden Theaters scheint ihn am stärksten geprägt zu haben, denn in seinem Gang durch die Theatergeschichte mit dem Titel "Theater Theater OP rette sich wer kann" nehmen Dadaisten wie Hugo Ball, Hans Arp und Kurt Schwitters einen breiten Raum ein.

Dies sind auch die überzeugendsten Szenen, sie kommen spielerisch über die Rampe und sind nicht ohne Poesie umgesetzt. Sechs weiß bespannte Rahmen, die von Darstellern herumgetragen werden, spielen eine wichtige Rolle als Bühnenbild, aber auch als abstraktes Theater, etwa im "Tanz der Wände" von Hans Arp.

Schwieriger wird es naturgemäß für eine Amateurtheatergruppe, wenn sie Szenen aus Goethes "Faust", aus Shakespeares "Romeo und Julia" oder aus Horváths "Glaube, Liebe, Hoffnung" stemmt. Ob der alte Mann, der am Rand der Bühne sitzt und immer neue Szenen fordert, nun eine Antwort auf seine Frage bekommt, bleibt ungewiss.

Einmal freut er sich über die verlockenden Beine, die hinter den Paravents hervorwinken zu Lehárs "Dein ist die ganze Welt". Dann scheint ihm aber klar zu werden, dass, wenn die ganze Welt eine Bühne ist, das Theater auch nichts anderes als das Leben kann.

"Ich trete auf und ab so lange, bis der Abend gefüllt ist", sagt er nachdenklich, und die Worte auf der Bühne werden immer melancholischer: "Ich liege am Rand eines ausgeflossenen Meeres... So vergeht die Zeit, in der die Blumen schweben".

Ist dies nun ein Abgesang auf das Theater - oder eine Reflexion über die ablaufende Uhr des Lebens? Die dringliche, im Chor vorgetragene Bitte "Erlöse uns vom Leid der Sinnlosigkeit", kann wohl der Theatergott auch nicht erfüllen.

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