Uraufführung: Eine Messe im Stil von Strawinsky

Kantor Klaus Wallrath komponierte das Musikstück selbst.

Düsseldorf. Schon am 1. Tag seiner von der üblichen Kantorentätigkeit befreiten Zeit verschwand der Kirchenmusiker Klaus Wallrath für eine gute Woche hinter den Mauern des Benediktiner-Klosters St. Matthias in Trier. Der Kantor an der Düsseldorfer Basilika St. Margareta in Gerresheim hat von der Stadt ein Kantoren-Stipendium über 5000 Euro erhalten, das es ihm erlaubt, sechs Wochen unbezahlten Urlaub zu nehmen und an einer geistlichen Komposition zu arbeiten. Diese steht kurz vor der Fertigstellung, nach den Ferien beginnen die Proben für die Uraufführung

Den Löwenanteil der Komposition bewältigte Wallrath in seiner kreativen Auszeit im Frühjahr: „Das kann man sonst nie, mal am Stück an einer Sache arbeiten“, sagt Wallrath.

Während der acht Tage in Trier, wo ihm die Ordensgeistlichen einen Raum mit Klavier zur Verfügung stellten, habe er die gesamte Komposition, eine Messe für Soli, gemischten Chor, Kinderchor und Orchester, konzipieren können. „Für die restlichen Wochen zog ich mich in St. Viktor in Knittkuhl zurück und instrumentierte das Stück für ein ganzes Symphonieorchester.“

Die etwa 40 Minuten dauernde Messe soll nicht nur auf dem Text der lateinischen Liturgie basieren, sondern auch deutschsprachige Verse des aus Kaiserswerth stammenden Moraltheologen und Lyrikers Friedrich Spee (1591-1635) enthalten. „Spee hat als einer der ersten in der katholischen Kirche wunderbare Lyrik in deutscher Sprache verfasst“, erklärt Wallrath. Von den Texten des berühmten Jesuiten, der sich einst gegen die Hexenverfolgung ausgesprochen hatte, wählte Wallrath ein paar Passagen aus dem Gedichtband „Trutz Nachtigal“. Deutsche Texte sollen mehrmals in der ansonsten lateinischen Messe auftauchen, der Wallrath den Namen „Friedrich-Spee-Messe“ gegeben hat.

Ziel des Kompositionsprojekts ist die Erweiterung des musikalischen Repertoires für die Kirchen. „Mir war von vornherein wichtig, dass die Mitwirkung generationenübergreifend erfolgt“, sagt Wallrath. Daher sei neben dem großen Basilika-Chor auch der Kinder- und Jugendchor im Einsatz. Den Orchesterpart übernehmen Profis, Mitglieder der Duisburger Philharmoniker, mit denen Wallrath schon häufig zusammenarbeitete. So sei ein Stück entstanden, das einerseits musikalisch anspruchsvoll ist, aber auch für nicht-professionelle Kirchen- und Jugendchöre zu bewältigen ist.

Das Stück werde modern sein, aber nicht atonal. „Ich mag den Stil von Britten, Strawinsky, Honegger und Poulenc“, sagt Wallrath. Ungefähr in diese stilistische Richtung des gemäßigt Modernen gehe die musikalische Reise.

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