Trotz Sparens soll der Film abgehen

Ab August leitet Bernd Desinger das Institut an der Schulstraße. Er möchte auch mit geringem Budget einiges verändern.

WZ: Herr Desinger, Sie kommen aus der großen, weiten Welt des Hollywood-Films in Los Angeles ins kleine Düsseldorf. Was interessiert Sie an diesem Filmmuseum?

Bernd Desinger: Seine unbekannten Schätze in einer sehr vitalen Stadt. Das Filmarchiv birgt einzigartige Nachlässe von Künstlern wie Helmut Käutner, Wolfgang Staudte, Hans Albers und vor allem Harry Piel. Es gibt ein sehr großes Fotoarchiv, ein sehr großes Plakatarchiv. Die Zahl der alten Filmplakate in den Grafikschränken ist beeindruckend. Es ist ein Vergnügen, in diesem einzigartigen Schatz zu arbeiten, der friedlich vor sich hin schlummert. Hinzu kommt ein Außenlager und ein Archiv unterm Dach mit Fotos, Plakaten, Schriften, Drehbüchern und insgesamt sehr viel unveröffentlichten Materialien.

Desinger: Eine große Klimatisierung des gesamten Gebäudes ist im Augenblick nicht bezahlbar, also müssen wir in kleinen Schritten vorgehen und Etagen-Klimatisierungen für den dritten und vierten Stock anschaffen. Die Filmlagerung der älteren Kopien bedarf einer bestimmten Raumtemperatur und einer Trockenheit. Sonst tritt das sogenannte Essigsäure-Phänomen ein, dass das Bild sich praktisch auflöst oder Schaden nimmt.

Desinger: Die Dauerausstellung ist Ende der 60er stehengeblieben. Die Auswahl der großen Macher werden wir aktualisieren und erneuern. Es müssen deutsche Namen auftauchen wie Werner Herzog, Wim Wenders, Volker Schlöndorff, die Beweger des Kinos. Aber auch die jüngere Generation, Hans-Christian Schmidt, Petzold, Andreas Dresen und Tom Tykwer, der mit "Lola rennt" einen Welterfolg hatte und mit The International die Berlinale eröffnete, dürfen nicht fehlen. Im derzeitigen "Pantheon des Films" ist Fassbinder einer der jüngsten.

Desinger: Das Problem ist, dass wir nicht ganzjährig einen größeren Raum für Sonderausstellungen bespielen können, sondern ihn mit dem Hetjens-Museum teilen müssen. Ich will nicht der Stadt, ihren Ideen und Möglichkeiten vorgreifen. Aber vielleicht wird ein Bereich der Dauerausstellung zur Fläche für Sonderausstellungen, wo es größere Höhen gibt. Für mich ist alles zu verwinkelt, zu dunkel, in der Besucherführung optimierbar. Mit interaktiven Elementen kann der Besucher Einfluss nehmen auf das, was er sehen will.

Desinger: Die 35-Millimeter-Ausstattung ist sehr gut, aber es gibt bis jetzt keinen high definition-Projektor, ein unbedingtes Muss. Das Kino selbst ist sehr schön, die Bestuhlung ist gerade erneuert, die Leinwandgröße für die Aufgabe des Programmkinos sehr gut angelegt. Außerdem ist es wunderbar, dass das Kino wieder in 100-prozentige Eignerschaft der Stadt beziehungsweise des Filmmuseums zurückgebracht worden ist.

Desinger: Wir werden in Zusammenarbeit mit den Kulturinstituten anderer Länder internationale Filmreihen in größerem Stil zeigen und die jüngeren Leute auch in Person ins Kino bringen. Die mir zugesagte Etat-Aufstockung gilt für Sonderausstellungen, mit denen wir konkurrenzfähig werden müssen, aber auch für Gespräche mit Experten, Regisseuren, Produzenten und Schauspielern. Da schließt sich ein Kreis. Wir müssen ungeheuer viel ergänzen, in der Dauerausstellung, den Filmvorführungen, im Hereinbringen der Persönlichkeiten und Kenner. Nur so können wir den Kreis der Freunde vergrößern und das jüngere Publikum stärker begeistern.

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