Tierfotografien: Ein Augenblick für die Schöpfung

Volker Canaris zeigt Tierfotografien aus drei Jahrzehnten.

Düsseldorf. Die Schwielen an den Händen bezeugen Jahrzehnte, die dieser Schimpanse auf ihnen durch den Wald gelaufen ist. Die Nägel sind gesplittert wie bei einer alten Frau. Zärtlich und voller Zuwendung streicht der Affe dem Jungtier über den Kopf. Ein rührender und dem Menschen so vertrauter Moment, den Volker Canaris mit seiner Kamera in Tansania festgehalten hat. Nichts ist inszeniert. „Wie sollte man? Das sind wilde Tiere“, erklärt der ehemalige Intendant des Düsseldorfer Schauspielhauses. Was zählt ist der Moment, der entscheidende Augenblick für die Aufnahme. Auf einige hat er lange gewartet. Wie etwa bei dem Leoparden, der lässig im Baum hängt. 15 Jahre waren es.

Seit 1976 fährt Canaris immer wieder nach Afrika. Es folgen Reisen nach Alaska, Kanada auf die Galapagos und Falkland Inseln. In diesem Jahr Indien. 25 Fotografien aus einem Zeitraum von 35 Jahren zeigt er in einer kleinen Ausstellung im Gemeindezentrum der Bruderkirche in Bilk. „Geschöpfe aus Noahs Arche“ nennt er die Tiere. Er möchte ihre Schönheit zeigen, ihre Wildheit und Anmut. „Den Begriff der Schöpfung benutze ich gern. Darwin hin oder her“, erklärt Canaris. Und wo es eine Schöpfung gibt, gebe es auch einen Schöpfer.

Die Faszination für die Tiere Afrikas stammt noch aus seiner Kindheit. Aufgewachsen in einem bayerischen Dorf neben dem Haus des örtlichen Försters hat er auf dessen Dachboden die Jagd-Trophäen einer Afrika-Safari entdeckt. Eine prägende Erfahrung, wie er später bemerkte. Fotografiert habe er immer, doch keine Tiere, sondern Schauspieler. „Theater und Kunst waren wichtig“, sagt er. Die erste Afrika-Reise hat ihn dann erinnert an das Erlebnis auf dem Dachboden.

Canaris spricht von einem Sammeltrieb, der ihn in die entlegenen Ecken Alaskas führt, um Bären zu fotografieren. Manchmal sind es aber auch ästhetische Gründe, die ein Bild auszeichnen. Zwei Königspinguine etwa, die nebeneinander in symmetrischer Bewegung den Kopf neigen, oder zwei Albatrosse, die zusammen eine perfekte Diagonale bilden. Er erinnert sich bei jedem an den Moment der Aufnahme. „So ist es ein Teil von mir.“

Dass auch das Schauspielhaus, das er von 1986 bis 1996 geleitet hat, Teil von ihm ist, spürt man am Mitgefühl für Staffan Holm. Der neue Theaterchef, mit dem Canaris befreundet ist, musste wegen Bauverzögerungen den Start im Großen Haus auf Anfang November verschieben. Canaris: „Das ist der Gau für jeden Intendanten.“ Er selbst reist in zehn Tagen wieder nach Afrika.

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