Theaterabend für Gracia Patricia

Bühne: Düsseldorfs älteste Amateurgruppereistseit 60Jahrenum die Welt

Düsseldorf. Ein kleiner Moment der Sehnsucht führt Rudi Rölleke zurück nach Monaco. "Gracia Patricia war toll", sagt er, und sein Schwärmen gilt der schönen Schauspielerin, aber auch dem Anlass dieser außergewöhnlichen Begegnung. "Sie empfing uns 1965 bei einem Theaterfestival. Aus jedem Land durfte eine Formation teilnehmen - und wir waren für Deutschland dabei."

Rölleke leitet die älteste Amateurtheatergruppe Düsseldorfs, die Karawane, die in diesem Jahr ihr 60-jähriges Bestehen feiert. Das Stück, das sie damals in der monegassischen Oper aufführt, heißt "Die Eroberung der Prinzessin Turandot". Rölleke spielt den Kanzler des chinesischen Reiches. "Es war ein Highlight in unserer Geschichte", sagt der pensionierte Architekt.

Fünfzehn Jahre zuvor gründet sich die Karawane aus Mitgliedern eines Chors, 1955 stößt Rölleke dazu. "Ich wollte mir neben der Fortuna noch ein vernünftiges Hobby suchen und kam so zur Karawane", sagt der 79-Jährige. Zunächst beschränkt sich die Theatergruppe auf christliche Laienspiele, die nach dem Krieg sehr gefragt waren. 1959 zeigt sie zur Einweihung der Werstener Kirche St. Maria in den Benden Hofmannsthals "Jedermann". Rölleke mimt den Teufel. "Es war eine meiner liebsten Rollen."

1977 wechselt er von der Bühne in den Regiestuhl und übernimmt die Leitung der Karawane. Vorwiegend deutsche Stücke und Collagen bringen die Amateure seither auf die Bühne, meist mit wenig Dekoration, dafür an ungewöhnlichen Orten. "Der Architekt in mir sucht sich gerne besondere Räume", sagt Rölleke. Eine Naturhöhle ist darunter und auch ein Gewölbebogen.

Ihren bislang größten Auftritt hat die Gruppe vor 3000 Menschen in der Mainzer Rheingoldhalle. "Wir mussten mit Mikrophonen arbeiten, es war unglaublich anstrengend", sagt Rölleke und schließt eine Wiederholung aus. Die Karawane spielt auf Festivals von Kanada bis Süd-Korea. "Daher auch unser Name, wir sind ständig unterwegs", sagt Rölleke.

Mitmachen kann jeder, aber wer es ernst meint, muss viel Zeit mitbringen. "Die Fluktuation der Schauspieler ist groß", sagt Rölleke. "Wir proben einmal pro Woche, vor den Aufführungen öfter." Es ist vorgekommen, dass Akteure kurz vor der Premiere absprangen. "Aber in unseren ganzen 60 Jahren mussten wir nur zwei Aufführungen absagen", sagt der Chef rückblickend und mit Stolz.

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