Theater: Heimatverlust als Roadmovie

Drei junge Menschen machen sich auf die Suche nach ihrer Herkunft. Anna Malunat zeigt mit viel Gespür eine neue Inszenierung.

Düsseldorf. Ostpreußen, Schlesien, Kaliningrad — geschichtsträchtige Orte mit politischer Bedeutung. Am Mittwochabend jedoch wird ihr emotionales und biografisches Gewicht herausgearbeitet, rücken sie im FFT ganz nah.

Dort feierte das Stück „Halt dich am Zaun, der Himmel ist hoch“ Premiere, das die Themen Flucht und Heimatverlust behandelt. Die Inszenierung ist die mittlerweile fünfte Zusammenarbeit des Theaters mit Regisseurin Anna Malunat, die im FFT zuletzt mit „Peter Pan and the Lost Boys“ zu sehen war.

Die als Roadmovie angelegte Geschichte in ihrem neuen Stück erzählt von drei jungen Menschen, die sich auf die Suche nach den Wurzeln ihrer Vorfahren machen. Dabei treffen sie auf unterschiedliche Biografien und werden immer wieder mit der Vergangenheit ihrer Angehörigen konfrontiert. Sie erfahren zum Beispiel vom tragischen Schicksal zweier Geschwister, die auf der Flucht vor der Roten Armee voneinander getrennt werden.

Regisseurin Malunat zelebriert die Zeitsprünge, welche die stringente Erzählung immer wieder aufbrechen. Betont wird diese Dynamik durch den Einsatz von Musik — mal live, mal vom Band. Angesichts dieser tempo- und abwechslungsreichen Dramaturgie muss sich der Zuschauer enorm konzentrieren, um nicht den Überblick über die Geschichten zu verlieren.

Gleichzeitig wird ihm auf diese Weise die Bedeutung des Heimatverlustes in all seiner Radikalität vor Augen geführt. Zumal die Bühne in die Mitte des Saals platziert wurde, so dass die Zuschauer das Geschehen auf der Bühne einkreisen — wie einen Boxring.

Den drei Darstellern gelingt es, eine dichte und einnehmende Atmosphäre zu erzeugen. Das Publikum belohnte diese Leistung mit minutenlangem Applaus.

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