Theater-Festival West-Off Von einer Staubsauger-Operette, Konsumsucht und Stillstand

Düsseldorf · Das Theater-Festival West-Off zeigt performative Arbeiten junger Künstler und feiert seinen 10. Geburtstag im FFT.

 „Aus dem Innenleben eines Staubsaugerbeutels“ vom Kollektiv äöü changiert zwischen Performance, Installation und Operette und widmet sich mit viel Witz Staub. Dabei kann es auch etwas chaotisch werden.

„Aus dem Innenleben eines Staubsaugerbeutels“ vom Kollektiv äöü changiert zwischen Performance, Installation und Operette und widmet sich mit viel Witz Staub. Dabei kann es auch etwas chaotisch werden.

Foto: Eunsung Yang

Wohin entwickelt sich die performative Kunst? Theater und Grenzgebiete – vor allem aus der Feder jüngerer Generationen von Theatermachern – möchte das Festival West-Off exemplarisch in den Fokus rücken. „West-Off“ ist das Festival des Theaternetzwerks Rheinland, eine gemeinsame Plattform zur Förderung und Präsentation des künstlerischen Nachwuchses im freien Theater des Theaters Im Ballsaal Bonn, der Studiobühne Köln und des Düsseldorfer FFT. Junge Künstler können sich mit ihren Konzepten bewerben, die an den drei Produktionshäusern weiterentwickelt und schließlich ausgearbeitet werden. Das Projekt wird betreut von Christoph Rech vom FFT.

Bei West-Off im FFT werden zusätzlich zwei Arbeiten gezeigt

Das Festival dieses Jahr – es feiert 10. Geburtstag – steht unter dem Motto „Die Zukunft: Vor uns die Klippe – Abgrund oder Absprung?“ und ist vom 9. bis 11. Januar im FFT zu sehen. Das Programm am FFT wird im Rahmen von West-Off zudem durch zwei Arbeiten ergänzt, die nur hier zu sehen sein werden. „Nora oder ein Altenheim“ von der Gruppe Follow Us, ist der Schweizer Beitrag zur internationalen Plattform „Freischwimmen“ und überträgt Ibsens Ikone der Emanzipation an den Ort des Lebensabends (Donnerstag 9. und Freitag 10. Januar, 21 Uhr, FFT Juta). Saskia Rudat, war schon 2015 Teilnehmerin bei West-Off zeigt ihre Solo-Performance „Defining (i) dentity“ und stellt starre Geschlechterrollen in Frage (Samstag, 11. Januar, 21 Uhr, FFT Juta). Zum Geburtstag von West-Off gibt es zudem am 11. Januar eine Diskussion über neue Ästhetiken und nachhaltige Kollaborationen. Fragen sind unter anderem: Was ist eigentlich künstlerischer Nachwuchs? Wächst er automatisch – und wohin?

Drei Arbeiten junger Theatermacher stehen im Fokus

Die drei Hauptbestandteile von West-Off bilden Arbeiten vom Kollektiv Plakativ, äöü und Locu&Ruth. Letztere (Marlene Ruther und Locuratolo) befassen sich in „Still Standing“ am Samstag, 11. Januar, 19.30 Uhr im FFT Juta mit Bewegungslosigkeit. Einfach nur stehen, sich kaum oder gar nicht bewegen wird in ihrer Performance zu einer gezielt exerzierten ästhetischen Erfahrung. Still Standing ist eine aktuelle Bestandsaufnahme zwischen Alltäglichkeit und Großereignissen, Absurdität und Ernsthaftigkeit, Projektion und Live-Performance, Hingabe und Zerstörung, Erzählung und Wiederholung, Stillstand und Action, heißt es in der Ankündigung. Für West-Off haben die Künstlerinnen indes das filmische Format ihrer Minimal-Art auf die Bühne transferiert.

Patricia Bechtold und Johannes Karl, Gründer vom Kollektiv äöü, widmen sich am 10. Januar, um 19.30 Uhr, Staub. „Aus dem Innenleben eines Staubsaugerbeutels“ soll sich zwischen Performance, Installation und Operette – ja Operette – um Fragen rund um Form und Inhalt, Leben und Tod, Lohnarbeit und Geschlecht, Magie und Ingenieurswesen drehen. Ästhetisch amalgamieren die Macher, so die Ankündigung, Kitsch und Komik im Kontext der Idee, dass sich im Staub die Spuren unseres Lebens, unserer Natur und Kultur, aber auch Industrie ablesen lassen. Ein Staubsauger-Konzert wird auch versprochen.

Das Kollektiv Plakativ (Olja Artes, Alina Rohde und Alessandro Grossi) indes thematisiert die hemmungslose Gier grenzenloser Wünsche und die damit einhergehende Ausnutzung aller Ressourcen. „All I Need oder Das ist das Gleiche nur in Gold“ soll ein ekstatisches Bild des Wollens und Haben-Könnens entwickeln, so die Ankündigung und zur Diskussion stellen, was wir wirklich brauchen. Die Performance ist, wie alle Arbeiten im FFT Juta (Kasernenstraße 6) zu sehen. Donnerstag, 9. Januar 19.30 Uhr.

Übrigens läuft die neue Ausschreibung zu West-Off bis zum 31. Januar. Alle Informationen dazu finden sich unter: fft-duesseldorf.de/west-off-2020/.

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