Temporäre Kunst in Düsseldorf : Bleibt es stehen oder kann es weg?
Düsseldorf Die Skulpturen von Martin Pfeifle und Christian Odzuck stehen für einen Trend, der den Ewigkeitswert der Kunst in der Öffentlichkeit zumindest in Zweifel zieht.
Christian Odzuck (42) und Martin Pfeifle (45) gehören zu einer Generation von Künstlern, die eine andere Auffassung von Skulptur haben als frühere Kollegen. Sie stehen für einen Trend, der den Ewigkeitswert der Kunst in der Öffentlichkeit zumindest in Zweifel zieht. Sie interessieren sich in erster Linie für den Ort, wo ihre Werke stehen sollen, und sie empfangen von dort ihre Impulse. Das hat nichts mehr mit dem zweckfreien Raum im Museum zu tun. Ihre Werke können fest gemauert in der Erde sein, sie müssen es aber nicht. Beide Künstler nehmen an der temporären Schau im Lantz‘schen Park teil, wohl wissend, dass im September alles abgebaut wird.
Wir sitzen zu Dritt auf einer Metallbank im Park von Lohausen, deren metallische Schnörkel an das Tor in den Park erinnern. Wir schauen auf gelbe Stäbe, die ideal zu den hohen Bäumen in der Umgebung passen. Kunst im öffentlichen Raum ist einladend. Man blickt nicht auf wie zur Bismarck-Statue, sondern tritt aufs Podest und platziert sich mitten ins Werk von Odzuck. Die Bank wurde im Internet geordert und in zwei Paketen geliefert. Sie mussten nur noch hingestellt werden.
Nun umgibt die Bank eine merkwürdige Lampe aus Rohren und Solarlampenkugeln, wie man sie im Gartencenter kaufen kann. Ein Handwerker baute eine niedrige, hölzerne, weiß lackierte Bühne, unter der das Fundament versteckt ist. Alles besteht aus billigem Material. Die Meisterwerkstatt alter Zeiten hat ausgedient. Dennoch setzt das Eiland, das nun auf der grünen Wiese steht, Akzente. Es suggeriert eine Idylle. Der Besucher steuert auf den weißen Flecken und ist zugleich froh, dass er Platz nehmen darf. Nirgendwo gibt es Verbotsschilder, dass man nichts anfassen kann.
Es wird Idylle geboten
Martin Pfeifle denkt und handelt ähnlich wie Odzuck. Elf Aluminiumrohre von je 4,5 Meter Höhe hat er geordert und in einer Fachfirma pulverlackieren lassen, so dass sie eine verschleißfeste Oberfläche haben, die vor Korrosion und Kratzern schützt. Der Lack ist schwefelgelb, eigentlich eine aggressive Farbe, die aber etwas Grün enthält, so dass sie sich in die Natur im Park einfügt. Insekten lieben die gelben Rohre und umschwirren sie. Besucher stehen davor, berühren sie und schütteln sie, sofern es der Wind nicht tut. Die Protesthaltung, in der sich in den 1960er Jahren Künstler gegen alle Spießer dieser Welt wendeten, ist vorbei. Es wird Idylle geboten.
Bei beiden Künstlern ist der Entwurf ausschlaggebend. Die Ausführung wird delegiert. Mit Punktfundamenten sind die hohen Rohre unter der Wiese befestigt. Die Grasnarbe ist jeweils sauber abgestochen und nach dem Einbetonieren von Profihand ordentlich verdeckt worden. Die Rohre haben so viel Spielraum in den Pfählen, dass man sie bewegen kann. Auch diese Installation wirkt besucherfreundlich.