Digitales Symposion über Heinz Mack Das Klavier als Medium der Seele

Düsseldorf · Wissenschaftler aus Kunst, Musik und Psychologie beleuchteten mit der Zero-Foundation Heinz Macks Verhältnis zur Musik.

 Das Foto zeigt Künstler Heinz Mack am Flügel bei einem Sponsorendinner im Jahr 2017.

Das Foto zeigt Künstler Heinz Mack am Flügel bei einem Sponsorendinner im Jahr 2017.

Foto: Sebastian Drüen/Zero Foundation

Den bedeutenden Einfluss der Musik auf Macks künstlerisches Werk hob Thomas A. Lange, Vorsitzender des Vorstandes National-Bank, in seiner Begrüßung hervor. Die Musik sei ein treuer Wegbegleiter in Macks Leben, betonte auch Barbara Könches, Geschäftsführerin der Zero-Foundation. Sie stellte eine amüsante Rechnung auf, nach der sie feststellte, dass Heinz Mack knapp zehn Prozent seiner wachen Lebenszeit am Klavier oder Flügel verbracht habe. Als Mack sich zum Studium bei der Kunstakademie bewarb, habe er dies mit Zeichnungen getan, die formal den bewunderten Noten von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ entsprochen haben.

Eine interdisziplinäre Runde von Wissenschaftlern aus Kunst, Musik und Psychologie beleuchtete von vielfältigen Perspektiven aus Macks Werk im Bezug zur Musik. Es sind Titel wie „Rondo“, „Dynamische Struktur“ oder „Chromatik“, die Mack mit Musik in Verbindung bringen.

„Mein Steinway ist mein bester Psychiater“, so heißt ein Ausspruch von Heinz Mack, der kommende Woche 90 Jahre alt wird. Und so hatte auch Musikwissenschaftler Stefan Fricke seinen Vortrag überschrieben. Anschaulich beschrieb Fricke, wie in den 60er-Jahren das Klavier als Tabu zerstört und deformiert wurde. Nam June Paik, Joseph Beuys, Günther Uecker und andere Künstler machten aus dem bürgerlich betrachteten Musikinstrument eine Pianoskulptur, ein Kunstklavier. Heinz Mack, so Fricke, kannte diese, aber seine Haltung zum Klavier war eine andere: „Klavier ist ein Medium der menschlichen Seele.“ Mack sei kein Zerstörer, sondern ein Ergänzer gewesen. Dies finde man in seinen Bildern und schwarz-weißen Grafiken, die an die Klaviatur des Pianos erinnern oder an das Innenleben eines Klaviers.

Auf regelmäßige, rhythmische Strukturen in der Natur, die Heinz Mack fotografisch festhielt, verwies die Kunsthistorikerin Heike van den Valentyn: Aufnahmen linearer Baumstämme und paralleler Ackerfurchen in Kombination mit dem Spiel des Lichts in diesen natürlich entstandenen Formen wirkten wie eine frühe Wegweisung in die Grafiken, Gemälde, Lichtreliefs und Skulpturen. Melodie und Rhythmus prägen seine Werke, die sich vom Bildträger lösen und in den Bildraum wirken. Dieser werde gleichsam, so van den Valentyn, musikalisiert. Der erweiterte Bildraum war auch Thema in den Ausführungen von Klaus Gereon Beuckers. Der Kunsthistoriker legte dar, dass die Bedeutung eines Reliefs oder eines Bildes von Heinz Mack nicht auf dem Bildträger oder der Oberfläche des Objekts liege. Das eigentliche Bild liege im Raum vor dem Bild, dort, wo der Betrachter sich befinde und aufgefordert sei, seine Position zu variieren und das Licht ebenso wie den Raum zu untersuchen. Ein Lichtrelief, so Beuckers, könne mit einem Instrument verglichen werden. Es ist nicht selbst der Klang, sondern erzeuge ihn. Auch der Klang findet im Raum statt. Das Motiv eines Reliefs von Mack spiegele keinen Gegenstand wider. An dieser Stelle erwähnte Beuckers als musikalische Parallele zum immateriellen Bild die Kompositionen von John Cage, der beispielsweise in dem bekannten Stück mit dem Titel „4‘33“ vier Minuten und 33 Sekunden Stille erklingen lässt. Die Kunstrichtung Zero war der Versuch eines Neubeginns. Zwölf Jahre nach Kriegsende gründeten Mack, Otto Piene und Günther Uecker die Künstlergruppe Zero, in der sie sich von der traditionellen Kunstauffassung abzugrenzen versuchten. Licht und Bewegung waren die wichtigsten Begriffe ihrer künstlerischen Ausdrucksweise. Die Bedeutung des Lichts in Macks Werk betonte auch Helga de la Motte-Haber, Psychologin und Musikwissenschaftlerin. Das Wechselspiel des Lichts habe ihm dazu gedient, Grenzen aufzulösen, die Kunst zu entmaterialisieren. Auf den Begriff der Struktur fokussierte sich der Musiker und Musikwissenschaftler Martin Link in seinem Vortrag und zeigte anschaulich die Rhythmisierung von Notationen in der Musik.

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