Spiel mit dem Kunstmarkt

Der amerikanische Künstler Joe Scanlan im K21 mit einer Gratwanderung zwischen Kunst und Architektur.

Düsseldorf. Unter die riesige Glaskuppel von K21 hat der amerikanische Künstler Joe Scanlan mit dem Kölner Architektenbüro Lüderwaldt und Verhoff einen Pavillon geschoben. Im Gegensatz zum pseudo-antiken Tempel des Markus Lüpertz ist der Leichtbau des 46-Jährigen zwischen Kunst und Gebrauchsgegenstand angesiedelt. Er ist aus Modulen, aus Stützen, Beschlägen und Schrauben zusammengesetzt, auf ihnen liegen Platten mit Linoleum oder Filz.

Ein Teil des Dachs ist durch Plexiglas ersetzt, so dass der Besucher auch im Pavillon den Himmel über der Kuppel sieht. Die Konstruktion lässt sich mit wenigen Handgriffen verändern, so dass der Pavillon alle sechs Wochen ein anderes Aussehen und einen anderen Standort unter der Kuppel erhält. Er darf im Uhrzeigersinn wandern.

Seine s-förmige Außenhaut erinnert an Bauhaus-Liegen von Charles Eames. Sie lassen sich enger oder weiter setzen, nach außen kehren oder als minimale Skulpturen auf dem Boden verteilen. Der Pavillon lässt sich in eine Bushaltestelle, eine Boutique oder einen Teppichladen verwandeln, auf dessen gekurvten Wänden die Teppiche lagern. Wie selbstverständlich unterwandert er auf diese Weise das Verhältnis zwischen der Kunst und ihrem Marktwert.

Diese Mischung aus Minimalismus und Funktionalismus, Architektur und Skulptur, Kunst und Humor faszinieren. Trotz der Größe wirkt der Bau menschlich, flexibel, nicht so störrisch wie eine unbewegliche Skulptur des Richard Serra.

Scanlan ist aber immer auch ein Intellektueller der Kunst, ständig macht er eine Gratwanderung zwischen Kunst und Architektur, Design, Ökonomie und Ökologie, Ästhetik und Alltag. Auf seiner Web-Seite und als Professor in Yale schreibt er auch über die Kunst anderer Leute, über Design und über visuelle Phänomene.

Ausstellung: K21, Kunstsammlung NRW, bis 5. Oktober 2008, Ständehausstraße

Katalog: erscheint Ende Mai für 25 Euro

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