Ballett am Rhein So wird Schläpfers letzte Saison

Düsseldorf · Die Spielzeit 2019/20 feiert zum Abschied die Kunst des scheidenden Chefchoreografen.

 Martin Schläpfer während den Proben zu seinen „Ulenspiegeltänzen“, die im Rahmen von b.ye, dem großen Abschied am Ende seiner letzten Saison an der Deutschen Oper am Rhein wieder zu sehen sein werden.

Martin Schläpfer während den Proben zu seinen „Ulenspiegeltänzen“, die im Rahmen von b.ye, dem großen Abschied am Ende seiner letzten Saison an der Deutschen Oper am Rhein wieder zu sehen sein werden.

Foto: gert Weigelt/Gert Weigelt - Fotograf

Nicht „Auf Wiedersehen“, sondern „Bye bye“ wird Martin Schläpfer in einem Jahr sagen. Nach der ihm eigenen Art, in Englisch, wird er sich am 24. Juni 2020 mit einer Gala verabschieden, mit seinen alpenländischen „Ulenspiegeltänzen“, Werken von Weggefährten und mit seinem „Schwanensee“, der sich auch in Duisburg zum Kassenschlager entwickelte. Ebenso mit weiteren Kreationen – für ihn wohl die Highlights der letzten Dekade. Schläpfer sagt Adieu in einer Sprache, in die der gebürtige Schweizer in Gesprächen immer wieder zurückfällt. Denn in seinem interkontinental besetzten Ballett am Rhein ist Englisch Alltagssprache. Im Ballettsaal und bei den Proben.

Als er und Ballettdirektor Remus Sucheana definitiv ihren letzten Spielplan vorstellten, machte sich ein Hauch Wehmut breit, sowohl für die Macher als auch für das Publikum. Man spürt: die Ära Schläpfer geht langsam zu Ende. Zumal kürzlich sein Nachfolger Demis Volpi präsentiert wurde, der seine eigene Handschrift entwickeln wird – vermutlich mit erzählendem Tanz, weniger mit abstraktem, purem Ballett à la Schläpfer.

In den vergangenen zehn Schaffensjahren hat der unnachgiebige, eigenwillige und durchsetzungsstarke Alpenländer ein wichtiges Kapitel Düsseldorfer Tanzgeschichte geschrieben. Er, der 2009 von Mainz nach Düsseldorf kam und ab 2020 nach Wien wechselt, hat nicht nur seine Kompanie mit unverwechselbaren Tanz-Virtuosen und Persönlichkeiten zu einem Markenzeichen im deutschsprachigen Raum und auf internationalen Bühnen gemacht. Konsequent löste er sich zudem – nach seinem Vorgänger Youri Vamos (1996-2009) – von traditionellem Ballett-Repertoire und verwandelte die Rheinoper in eine der gefragtesten Adressen von modernem, neoklassischem Tanz. Meist mit drei- oder vierteiligen Abenden, mit zum Teil auf- und anregenden Stücken von ihm selbst und ihm nahe stehenden Choreographen. Dauergast z.B. Hans van Manen, dessen gediegene Werke freilich seit mehr als 40 Jahren das Rheinopern-Publikum begeistern.

Ein weiteres Verdienst: Schläpfer ließ mehr zeitgenössische Musikstücke (und Werke des späten 20. Jahrhunderts) denn je „vertanzen“, in manchmal anstrengenden Neu-Kreationen. So wird er sich in seiner elften Saison mit einer Uraufführung von Schostakowitschs zweitem Cellokonzert verabschieden, im Rahmen des ersten Ballettabends der Saison, nach Schläpfer-Zählart „b.41“. Wer also glaubte, dass er bereits auf gepackten Koffern sitzt, irrt. So fallen, beim Blick auf die vier neuen Tanzabende (b.44 wird der letzte dieser Art sein!), neben dem „Cellokonzert“ zwei weitere Uraufführungen auf. In „b.42“: „Symphonie Poem“ von Sucheana nach „Metacosmos“ – einer 2018 in New York uraufgeführten Komposition der 42-jährigen Isländerin Anna Thorvaldsdottir. In b.43 gibt’s ein Wiedersehen mit Robert Binet: Der junge Kanadier präsentiert mit „Dark with excessive Bright“ (Dunkelheit mit überbordender Helligkeit) das jüngste Werk der US-amerikanischen Tondichterin und Pianistin Missy Mazzoli von 2018.

Breitgefächert also das Angebot an Neuer Musik – und ein Lockruf an entdeckungsfreudige Tanzfans. In den vier Ballett-Premieren ist stets auch der scheidende Meister präsent mit Werken aus 2005 und 2008 (damals für Mainz kreiert): Lutoslawskis „Streichquartett“, György Ligetis „Ramfications“ in einem Solo für Schläpfers Muse Marlucia do Amaral und seine „Reformations-Symphonie“ (nach Mendelssohns fünfter Symphonie).

Karten können schon jetzt geordert werden. Telefonisch 0211 8925 211 oder online.

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