Ruff-Meisterschüler in Setareh-Galerie : Sebastian Riemer: Fotos durch Kunstgriff verfremdet
Ruff-Meisterschüler Sebastian Riemer stellt in der Setareh-Galerie aus.
Düsseldorf. In der Setareh-Galerie grüßt ein Pärchen, wie man es sich im Biedermeier vorstellen kann. Beide sind dunkel gekleidet und sitzen brav nebeneinander. Er trägt zum dunklen Habit eine rote Schleife, sie ein weißes Krägelchen. Was irritiert, sind die Craquelees, die ihre Gesichter zersplittern. Ausgangspunkt des Großformats war eine Blechfotografie, also ein mit Kollodium lackiertes Eisenblech. Fotokünstler Sebastian Riemer entdeckte die belichtete Scheibe aus dem 19. Jahrhundert in Amerika, jagte sie in Düsseldorf durch einen hochauflösenden Scanner und erlebte sein Wunder.
Die Bräune im Gesicht des Pärchens stellte sich als Retusche heraus, die zugleich die Risse im Bild verursachte. Eigentlich handelte es sich um zwei Aufnahmen, die zusammengebaut wurden, wobei die Schultern korrigiert wurden, damit das Pärchen auch tatsächlich in trauter Zweisamkeit auftaucht. In Riemers technischer Aufbereitung wirkt die Fotografie fast dreidimensional.
Der Meisterschüler von Thomas Ruff ist so wissbegierig wie sein ehemaliger Lehrer. Permanent sucht er nach neuen Dingen. Bei Setareh machte er vor einigen Jahren seinen Einstand mit dem weißen Quadrat des Malewitsch, das er vor dem Original in Moskau fotografiert und anschließend eingescannt hatte. Das verblüffende Ergebnis war ein farbiges Bild, denn Weiß ist niemals Weiß, sondern die Summe der Farben. Nun geht er noch einen Schritt weiter.