Schwank von Ray Cooney: Pointen-Schlacht und große Spiel-Lust

Peter Millowitsch inszeniert mit gut aufgelegten Schauspielern einen Schwank, der die Zuschauer lachen lässt.

Schwank von Ray Cooney: Pointen-Schlacht und große Spiel-Lust
Foto: Peter Bocklage

Düsseldorf. Er rennt zwischen zwei Frauen und zwischen zwei Wohnungen in zwei Stadtvierteln in London. Die eine in Wimbledon, die andere in Streatham. Und keucht. Kaum zu glauben, wie John Smith das schafft. Ein echtes Doppelleben mit zwei Gattinnen, zwei Adressen und zwei Ehebetten, in denen sich der sexuelle Nimmersatt so richtig austoben kann. Obwohl er ‚nur’ ein Taxifahrer ist, seine Partnerinnen aber recht gut verdienen, funktioniert das. Dank eines raffinierten Stundenplans, der von einem Geheimagenten stammen könnte. Es funktioniert — aber nur, wenn keine der beiden von der anderen Wind bekommt.

In der Komödie „Taxi-Taxi“ aber ist von einer Minute zur anderen alles anders. Da John als Gutmensch einer älteren Dame half, die nachts von einer Gang überfallen wurde, bekommt er es — über Umwege — plötzlich mit Polizei und Presse zu tun. Das Leben des Bigamisten droht aufzufliegen. Eine Spirale von Lügen und Ausreden gerät in Bewegung, die auch John kaum noch stoppen kann und beim Zuschauer für gut zwei Stunden einen Lach-Marathon in Gang setzt.

So auch bei der Premiere dieses britischen Boulevard-Klassikers in der ausverkauften Komödie an der Steinstraße. Jubel gab’s danach für Regisseur Peter Millowitsch und die sieben sportlich aufspielenden Mimen, die nicht nur typensicher besetzt sind, sondern eine enorme körperliche Kondition an den Abend legen. Allen voran Jan Kittmann als schlitzohriger Taxi fahrender Turnschuh-Don-Juan. Er und sein Mitwisser, der schlafmützige Nachbar Stanley Gardner (Michael Schäfer), werden gejagt von ihren eigenen Lügen und Taschen spielertricks, die die beiden am Ende entkräftet ins butterweiche Sofa fallen lassen.

Der deutsche Titel des Schwanks verwirrt zunächst; denn es geht weder um die gleichnamige britische Filmkomödie von 2002 noch ist auf der Bühne ein Taxi in Sicht. Ort des turbulenten Treibens: Die beiden Wohnungen, die eine in Knatschgelb gestrichen, die andere in Blau (Bühne: Bodo Wallerath). Auch dass der Filou ein Taxifahrer ist, spielt keine Rolle. Da passt eher der Original-Titel „Run for your wife“ aus der Feder des immer noch führenden britischen Dramatikers Ray Cooney. Der Altmeister, auch mit Mitte 80 noch tätig, lässt es auch in diesem Stück von 1983 so richtig krachen. Seine Pointen-Schlacht und sein Slapsticks-Reigen erfordern rasantes Tempo und Treffsicherheit — beides beherrscht der regieführende Spross der Kölner Volkstheater-Dynastie aus dem Eff-Eff.

Millowitsch entlockt den sieben Darstellern eine überschäumende Spiellust und Mut zur grotesken Überzeichnung, die bis zum Finale anhalten.

So geben sich die Lügenbarone, als fast alle Karten ausgespielt sind, unvermittelt als schwules Paar aus, ermutigt durch die schwebende Mode-Tunte Bobby (Frank Büssing) aus der oberen Etage der zweiten Wohnung, der mit einem rosa Farbeimer und lilafarbener Brille mit den Jungs turtelt. Eine Anspielung auf einen auffällig bebrillten Düsseldorfer Modeheini? Möglich wär’s. Wenn auch der Beobachter im zweiten Teil manchmal rufen möchte „Genug!“, so geht der Schwindel immer weiter, wird immer aberwitziger, bis man schwindelig wird.

Johns beide Frauen Barbara (Verena Wüstkamp) und Mary (Swetlana Saam) geben sich anfangs ahnungslos. Da sie nicht verstehen, wie der Hase läuft, mutieren sie allmählich zu kreischenden, zankenden Zicken — eine gönnt der anderen nicht den sexuell so attraktiven John. Bei den Inspektoren wird’s richtig britisch. Der eine (Alexander von der Groeben) mimt den trockenen, hochnäsigen Inspektor, der meint das Doppelleben zu durchschauen und mit Gesetzesstrenge droht. Der andere (Patrick Bartsch) gibt sich als verständnisvoller Familienkenner, befeuert aber die durch seine Naivität noch die Verwirrungen.

Fazit: Wer vor Weihnachten sich nicht stressen lassen sondern ausgelassen lachen will, ist in diesem Stück in der Komödie an der richtigen Adresse.

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