Schmuddelecke als Inspiration - Kunst am Worringer Platz

Rund um den Worringer Platz siedeln sich Künstler an. Volker Hermes ist seit zehn Jahren da.

Düsseldorf. Die Gegend rund um den Worringer Platz gehört seit Jahren zweifellos zu den Problemzonen der Stadt. Obdachlose, Alkoholiker und Fixer trifft man hier zwangsläufig auf der Straße. Zusätzlich reihen sich hier Dönerbuden an Wettbüros. Trotz dieser Umstände lassen sich jedoch unbemerkt von der Öffentlichkeit auch immer mehr Künstler nieder. Volker Hermes wohnt seit mittlerweile zehn Jahren hier und bezeichnet das Viertel liebevoll als „seinen Kiez“. Der 39-Jährige studierte an der Kunstakademie in der Klasse von Dieter Krieg und arbeitet heute freiberuflich. In einem Ladenlokal auf der Worringer Straße zeigt er vorübergehend seine aktuellsten Arbeiten.

Im Viertel fand er die optimalen Räumlichkeiten für seine Ausstellung: „Die Räume haben eine gute Beleuchtung und sind wie viele in der Umgebung vor allem noch unverbraucht und authentisch. Natürlich spielt auch die günstige Miete eine Rolle, denn Künstler haben ja meistens nicht viel Geld“, sagt Hermes. Seine Ausstellung mit dem Titel „Zum trunkenen Adorno“ ist mit 145 Quadratmetern zudem recht großzügig: „In Oberkassel müsste ich sicherlich das Doppelte zahlen“, so Hermes weiter. Wieviel er genau bezahlen muss, möchte er nicht sagen.

Ganz in der Nähe hat sich auch die Kunstmäzenin Julia Stoschek niedergelassen. Seit März 2012 betreibt sie mit „Venus und Apoll“ ein Projekt mit Videokunst und veranstaltet dort ebenfalls Performances, Konzerte und Lesungen. Schräg gegenüber der Ausstellung von Volker Hermes befindet sich zudem die Galerie von Max Mayer. Der Sohn des Galeristen Hans Mayer ist im September 2011 dort eingezogen. Die Worringer Straße als Lage hat er ganz bewusst so ausgesucht: „Es ist einfach ein spannender Ort mit einigen Ateliers in den Hinterhöfen und vielen ansässigen Künstlern. Dennoch ist das Viertel noch nicht so definiert und entwickelt wie zum Beispiel Flingern“, sagt Mayer. Ein zweites Flingern wünsche er sich auch nicht: „Wenn der Status quo hier erhalten bleibt, dann würde ich mich freuen“, so Mayer. Diese Meinung teilt auch Volker Hermes. „Eine Gentrifizierung mit immer neuen trendigen Cafés und steigenden Mieten wäre sehr schade. Die ganzen Dönerbuden können ein Viertel auch spannend machen und müssen der künstlerischen Kreativität nicht schaden.“

In seiner Ausstellung zeigt Hermes über 30 Werke zum Thema „Pferdebilder und Seeschlachten.“ Dazu verwendete er Eddings und Graffitimarker, mit denen er die Motive auf richtige Leinwände zeichnete. Noch zwei Wochen sind die Räume gemietet, dann muss er schon wieder raus, da er einen zweiten Monat zurzeit nicht finanzieren kann. Wann und wo die nächste Ausstellung kommt, steht noch nicht fest. Sie soll für ihn jedoch fußläufig zu erreichen sein.

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