Interview „Die Schlager-Szene wandelt sich“

Düsseldorf · Kerstin Ott hat die Schlagerwelt aufgemischt. Im November kommt sie nach Düsseldorf.

 Schlagersängerin Kerstin Ott war auf Stippvisite im Medienhafen.

Schlagersängerin Kerstin Ott war auf Stippvisite im Medienhafen.

Foto: Claudia Hötzendorfer

Die letzten drei Jahre haben Kerstin Ott praktisch von Null auf Hundert katapultiert. Die Sängerin und Songschreiberin hat mit ihrer bodenständigen Art die Schlagerwelt aufgemischt. Im November geht sie auf ihre erste große Hallentournee und macht dabei auch in der Mitsubishi-Electric-Halle Station. Im Gepäck hat die 37-Jährige ihr aktuelles Album „Mut zur Katastrophe“ und ein paar neue Songs. Bei einer Stippvisite in Düsseldorf plauderte Kerstin Ott über die Vorteile des Kleinstadtlebens und verrät, warum sie schon eine Autobiografie geschrieben hat.

Im November starten Sie Ihre erste große Tournee. Sind sie aufgeregt?

Kerstin Ott: Ich bin gespannt. Da ich sowas bislang ja noch nicht gemacht habe, bin ich neugierig und aufgeregt, wie das alles mit der Band laufen wird.

Kneifen Sie sich manchmal und fragen sich: Wie bin ich so schnell ganz oben angekommen?

Ott: In den ersten zwei Jahren habe ich mich glaube ich, täglich gekniffen. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, dass mein Arbeitsumfeld sehr viel weitläufiger geworden ist. Aber ich freue mich auch darüber, dass es so gut läuft.

Sie wohnen im schleswig-holsteinischen Heide. Wie hat sich Ihr Leben durch die plötzliche Bekanntheit geändert?

Ott: Heide hat mittlerweile rund 22 000 Einwohner. Mir reicht das voll und ganz. In einer Großstadt würde ich mich nicht so wohl fühlen. Das wäre mir zu viel Trubel. Wir wohnen etwas außerhalb. Das gefällt mir gut und auch wenn ich manchmal erkannt werde, ist das unserer unmittelbaren Nachbarschaft ziemlich egal, was ich beruflich mache.

Ihre Songs vermitteln Bodenständigkeit und Aufrichtigkeit. Glauben Sie, dass die heile Schlagerwelt mehr davon brauchen könnte?

Ott: Ich glaube, dass die Szene gerade sehr im Wandel ist. Die Heile- Welt-Texte finde ich auch sehr schön. Aber es ist nichts, was ich selber singen möchte. Ich denke, dass das Publikum diese heile Welt aber auch deshalb mag, weil das Leben eben nicht immer so ist.

Künstler wie Sarah Connor, Sasha und Jeannette Biedermann singen inzwischen Deutsch und werden in den Pop-Wellen gespielt. Brauchen wir mehr Mut zu unserer Muttersprache?

Ott: Das finde ich schon. Und ich finde es toll, dass dieser Wandel stattfindet. Vor zehn Jahren hätte man diese Künstler wohl so nicht im Radio gehört, weil niemand zugegeben hätte, deutschen Schlager zu hören. Gerade Künstler wie Helene Fischer, Beatrice Egli oder Florian Silbereisen haben auch sehr dazu beigetragen, dass sich da etwas ändert, weil sie Schlager moderner und damit für eine jüngere Generation zugänglich gemacht haben.

Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Texte?

Ott: Ganz unterschiedlich. Aus Unterhaltungen mit Freunden, manchmal habe ich eine Idee beim Einkaufen. Eigentlich sind es ganz alltägliche Situationen, die mich auf Texte bringen.

Sie haben bis 2016 als Malerin und Lackiererin gearbeitet. Ist die Musik Ihnen eher zugestoßen oder war es schon immer ein Wunsch, Sängerin und Songschreiberin zu sein?

Ott: Ich habe das Singen tatsächlich immer als Hobby betrachtet. Mit zehn Jahren habe ich an der Volkshochschule Gitarre spielen gelernt. Ich fand’s damals ziemlich cool, sagen zu können, dass ich es kann. Auch wenn es nur drei oder vier Griffe waren. Mein erster Song ist von jemand anderem dann auf YouTube veröffentlicht worden. Also ist mir das mit der Musik tatsächlich so passiert.

Wie entstehen denn Ihre Songs? Haben Sie zuerst die Melodie oder den Text im Kopf?

Ott: Das habe ich mich jahrelang selber gefragt (lacht). Heute weiß ich, dass es besser für mich ist, wenn ich ein Playback von meinem Produzenten bekomme und dazu texten kann.

Im letzten Jahr ist ihre Autobiografie erschienen. Ganz schön früh oder?Was erfahren wir Neues von Kerstin Ott?

Ott: Auch wenn ich noch nicht so alt bin, habe ich schon ein recht umfangreiches Leben gehabt. Es stehen viele spannende Geschichten über mich drin, wie ich aufgewachsen bin, Höhen und Tiefen, die ich erlebt habe und wie es dann mit der Karriere bis hierhin gelaufen ist.

Kerstin Ott gastiert am 22. November in der Mitsubishi-Electric-Halle. Beginn: 20 Uhr.

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