Schauspielhaus feiert Geburtstag Das Schauspielhaus wird 50: Was das Theater an seinen Jubiläumstagen bietet

Düsseldorf · 1970 wurde der Pfau-Bau am Gründgens-Platz eröffnet. Am 16. Januar startet in der Noch-Baustelle ein ausgiebiges Festprogramm. Ein Überblick.

 Seit 2016 laufen die Sanierungsarbeiten am Düsseldorfer Schauspielhaus. Langsam nimmt das geschwungene Gebäude von Architekt Bernhard Pfau wieder die alte Gestalt an.

Seit 2016 laufen die Sanierungsarbeiten am Düsseldorfer Schauspielhaus. Langsam nimmt das geschwungene Gebäude von Architekt Bernhard Pfau wieder die alte Gestalt an.

Foto: Thomas Frank

Mit dem Revolutionsstück „Dantons Tod“ von Georg Büchner eröffnete am 16. Januar 1970 das Düsseldorfer Schauspielhaus. Ironischerweise tobte bei der Einweihung auch wirklich eine kleine Revolution. Studenten, vor allem der Düsseldorfer Kunstakademie, konnten mit dem neuen „Bürger-Tempel“ in seinen geschwungenen Formen nichts anfangen. „Wir waren damals alle sehr radikal und kritisierten, dass man für 40 Millionen DM überhaupt ein Schauspielhaus errichtete, obwohl es viel zu wenig billige Wohnungen gab“, sagte die Künstlerin Erinna König unserer Zeitung. Zumal die Theaterstätte auch ursprünglich 25 Millionen DM kosten sollte. „Aber nach der Premiere waren die Proteste dann wie ein Spuk vorbei“, erinnert sich Schauspieler Wolfgang Reinbacher, der seinerzeit in „Dantons Tod“ mitspielte.

 Publikumsliebling André Kaczmarczyk inszeniert den Liederabend „I build my time“.

Publikumsliebling André Kaczmarczyk inszeniert den Liederabend „I build my time“.

Foto: Thomas Rabsch

In diesem Jahr feiert das Schauspielhaus seinen 50. Geburtstag. Zu diesem Anlass eröffnete die aktuelle Spielzeit erneut mit dem Büchner-Stück. Das ganze Schauspielhaus-Team um Intendant Wilfried Schulz ist auch wieder komplett in den Bau von Architekt Bernhard Pfau gezogen. Der immer noch eine Baustelle ist. Seit 2016 laufen die Sanierungsarbeiten. Am 16. Januar startet das Schauspielhaus ein elftägiges Festprogramm. Eigentlich sollte bis dahin die Fassade wieder in weißem Glanz erstrahlen. Doch der Plan geht nicht auf, weil Teile der Fassade falsch beschichtet wurden und damit einen abweichenden Farbton tragen. Der Zuschauerbereich soll zum Festakt aber nahezu völlig saniert sein. Wir geben einen Überblick über das Festprogramm.

 Philosoph Peter Sloterdijk diskutiert angesichts des digitalen Zeitalters über die Rolle des Theaters in der Stadtgesellschaft.

Philosoph Peter Sloterdijk diskutiert angesichts des digitalen Zeitalters über die Rolle des Theaters in der Stadtgesellschaft.

Foto: dpa/Georg Wendt

16. Januar Um 18 Uhr startet der Festakt im Großen Haus mit Reden von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet und OB Thomas Geisel. Anschließend lädt das Schauspielhaus im Foyer alle zum Jubiläumsempfang ein. Um 19.30 Uhr feiert Bertolt Brechts „Leben des Galilei“ Premiere. Lars-Ole Walburg inszeniert das Stück um den Physiker Galilei, der mit den Vätern der Katholischen Kirche in Konflikt geriet, weil er herausgefunden hatte, dass sich die Erde um die Sonne dreht und nicht umgekehrt. Burghart Klaußner spielt den italienischen Universalgelehrten.

 Heribert Prantl hält die Festrede zum Jubiläum des Schauspielhauses.

Heribert Prantl hält die Festrede zum Jubiläum des Schauspielhauses.

Foto: Jürgen Bauer

17. Januar 19.30 Uhr zweite Aufführung der Jubiläumspremiere  „Leben des Galilei“. Um 20 Uhr spricht Wilfried Schulz mit den vergangenen Schauspielhaus-Intendanten Anna Badora (1996–2006), Günther Beelitz (1976–1986 und 2014–2016), Joachim Klement (Chefdramaturg, 2007–2010), Joachim Lux (Chefdramaturg, 1989–1996) darüber, was es heißt, in Düsseldorf Theater zu machen und was sie mit ihrer Arbeit an dem Haus verbinden. Moderieren wird Dorothee Krings von der Rheinischen Post. Um 20.30 Uhr erforscht Schauspielerin Minna Wündrich unter dem Titel „peforming/arts“ Berührungspunkte zwischen darstellender und bildender Kunst, an diesem Abend mit Fotograf Christoph Westermeier.

Tag der offenen Tür: Blicke ins Innenleben des Theaters

18. Januar Beim Tag der offenen Tür ab 16 Uhr gewährt das Schauspielhaus Einblicke in sein Innenlebeben: Von der Unterbühne über den Schnürboden und die Künstler-Garderobe bis hin zur Beleuchtungsbrücke. Zudem liefert das Ensemble eine Technik-Show, Konzerte, Theaterszenen, Lesungen, Workshops zu Schauspiel und Bühnenkampf sowie Anekdoten aus den Anfängen. Um 20 Uhr erzählt das österreichische Schauspielhaus-Urgestein Wolfgang Reinbacher im Kleinen Haus aus seinem Theaterleben. Moderieren wird sein Kollege Moritz Führmann. Um 20 Uhr spielt Sänger und Schauspielhaus-Akteur Christian Friedel mit seiner Band „Woods of Birnam“ u.a. Songs aus „Hamlet“, „1984“ und „Sandmann“. Ebenfalls um 20 Uhr im Unterhaus macht Regisseur Felix Krakau in der Reihe „Spin-off“ die Nebenfiguren von Theaterstücken zu Hauptfiguren. Titel der Aufführung mit Judith Bohle, Jonas Friedrich Leonhardi, Alexej Lochman: „Die Rache der Nebenfiguren“.  Um 21.30 Uhr liefern JD Pots, Murat Önen und s.erena die Musik für die Jubiläumsparty auf der Bühne des Großen Hauses.

19. Januar Von 10.30 bis 15.30 Uhr lädt das Schauspielhaus zum Jubiläumsbranch in das neue Theaterrestaurant „Schillings“ am Gründgens-Platz. Um 11 Uhr diskutiert der prominente Philosoph Peter Sloterdijk mit Christoph Ingenhoven, dem Kö-Bogen-II-Architekten, über „Theater als öffentlichen Raum der Stadtgesellschaft“. Sloterdijk bezeichnet Städte als „Meta-Kollekte“, in ihnen forme sich Gesellschaft. Doch jene Kollekte funktionieren in Zeiten der digitalen Netzkultur anders. Auch die Rolle von Stadttheatern ändere sich. Fragt sich, ob es den viel beschworenen „öffentlichen Raum“ überhaupt noch gibt, in dem gesellschaftliche Interessen verhandelt werden? Moderieren wird Alexander Gutzmer vom Architekturmagazin „Baumeister“. Um 19.30 Uhr feiert im Kleinen Haus das Bürgerbühnen-Stück „Blick zurück nach vorn“ Premiere. Regisseur Christof Seeger-Zurmühlen inszeniert Familienchroniken von Düsseldorfer Bürgern, in denen sich deutsche und globale Geschichte widerspiegelt.

20. Januar  Die Café-Eden-Crew zieht mit ihrem Programm an den Gustaf-Gründgens-Platz und erprobt ab 16 Uhr das neue Foyer als öffentlichen Raum für alle Düsseldorfer. Ali Aykar, Ensemblemitglied des Jungen Schauspiels, lädt zum Schauspielworkshop. Um 19 Uhr diskutieren OB Thomas Geisel, Barbara Kempnich (Bahnhofsmission), Reinhold Knopp (Hochschule Düsseldorf) und Uwe Schmitz (Frankonia Eurobau AG) beim Bürger-Dinner über die Frage „Wem gehört die Stadt?“

22. Januar Um 19.30 Uhr sprechen Susanne Gaensheimer (Chefin der Kunstsammlung NRW), Justus Haucap (Direktor des Düsseldorfer Instituts für Wettbewerbsökonomie), Thorsten Noltin (Vorstand der Diakonie), Shaylin Shahinzad (Jugendrat) und Moritz Döbler (Chefredakteur der Rheinischen Post) im Foyer, wie Düsseldorf in 50 Jahren aussehen könnte.

24. Januar Um 20.30 Uhr mischt Tobias Vethake, Musiker im Stück   „Maria Magdalena“, im Unterhaus klassische Instrumente mit elektronischen Effekten und präsentiert unter dem Titel „Sicker Man“ Folktronica, ein musikalisches Subgenre, in dem Electronica und Folk verschmelzen.

25. Januar Von 14 bis 18 Uhr lädt das Schauspielhaus im Foyer zu einem öffentlichen Forum über die Architektur des Pfau-Baus und andere Kulturbauten ein. Autor Till Briegleb etwa hält einen Vortrag über Bernhard Pfau. Anschließend führen Wilfried Schulz und Claudia Schmitz (Geschäftsführerin am Schauspielhaus), Anne Katrin Bohle ( Staatssekretärin im Bundesinnenministerium für Bau und Heimat), Architekt Christoph Ingenhoven, Till Briegleb (Süddeutsche Zeitung),  Andrea Jürges (Deutsches Architekturmuseum) und die Düsseldorfer Planungsdezernentin Cornelia Zuschke eine Podiumsdiskussion über „Transformationsprozesse von Kulturbauten des 21. Jahrhunderts“. Um 19.30 Uhr inszeniert Publikumsliebling André Kaczmarczyk  im Großen Haus unter dem Titel „I build my time“ einen Liederabend mit großen und kleinen Geschichten zum 50-jährigen Bestehen des Schauspielhauses.

26. Januar Von 10.30 bis 15.30 Uhr findet erneut ein Jubiläumsbrunch im „Schillings“ statt. Um 11 Uhr liefert Heribert Prantl, Autor und Kolumnist bei der Süddeutschen Zeitung, eine Festrede unter dem Titel „Widerstand und Ungehorsam als Tugend. Von den 68ern bis Fridays for Future.“ Er schlägt einen Bogen von der Eröffnung des Theaters 1970, die von studentischen Protesten begleitet wurde, hin zu den zeitgenössischen Protestbewegungen.

Für die Jubiläums-Festtage initiiert das Schauspielhaus die Aktion „50x50 Karten!“ Um ein bisher „theaterfernes“ Publikum zu locken, hält das Theater für ausgewählte Vorstellungen 50 Karten zum Preis von zwei Euro bereit. Karten gibt es an den Kassen, per Mail unter [email protected] oder telefonisch unter 0211 36 99 11.

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