Bildungsprogramm des Schauspielhauses auf Instagram Auf Instagram gibt es den Sandmann häppchenweise

Düsseldorf · Das Schauspielhaus zeigt Robert Wilsons Inszenierung des „Sandmann“ von E T. A. Hofmann.

 Roger Wilson inszenierte das Stück von E. T. A. Hoff­mann. Gezeigt wird es in Tages-­„Häppchen“.

Roger Wilson inszenierte das Stück von E. T. A. Hoff­mann. Gezeigt wird es in Tages-­„Häppchen“.

Foto: Lucie Jansch

Für die Theater sind Schüler eine wichtige Zielgruppe. Und deren Lehrer die klassischen „Zubringer“. Ein im Unterricht behandeltes Drama, gefolgt von einem Schauspielbesuch und der Besprechung des Gesehenen, führt junge Menschen nicht selten zum ersten Mal zum Gustaf-Gründgens-Platz. Das ist ihnen seit mehr als einem Jahr verwehrt. Doch glücklicherweise bleiben die Theatermacher am Ball, wenn auch nur online.

Mit „Nathan to go goes drama to go“ haben sie auf einem Instagram-Kanal mit täglichen Postings Hunderte Abiturienten auf dem Weg zum Deutsch-Abitur begleitet. Lessings fünfaktiges Ideendrama war ein Eckpfeiler der Abschlussprüfung, und dessen Düsseldorfer Inszenierung bot genügend Material für eine stimmige Interpretation. Das soziale Medium wurde hierbei zur gut besuchten Ersatzbühne. Acht Wochen lang gab es kurze Videos, Backstage-Interviews mit Schauspielern, Faktencheck, Quiz und Lektürehilfen. Mitmachen war ausdrücklich erwünscht, und so gab es Posts von über 1000 jugendlichen Instagram-Abonnenten.

Jetzt heißt es: Thema abgehakt, Tinte getrocknet, Theater geht weiter, trotz Corona. Das muss es schließlich auch, wenn man Friedrich Schillers Huldigung der Bühnenkunst Glauben schenkt, wie sie auf dem Frontgiebel des Duisburger Stadttheaters zu lesen ist: „Mit all seinen Tiefen, seinen Höhen roll ich das Leben ab vor deinem Blick. Wenn du das große Spiel der Welt gesehen, so kehrst du reicher in dich selbst zurück.“ Der Bildungsauftrag des Theaters ist somit klassisch gesichert. Nach Lessing geht es jetzt auf Instagram tatsächlich um Schiller („Maria Stuart“), aber auch um Brecht („Mutter Courage und ihre Kinder“) und andere große Dramatiker, die vor der Pandemie für die Düsseldorfer Bühne inszeniert wurden.

Zum Angebot gehört ein Interview mit dem Hauptdarsteller

Den Anfang macht „Der Sandmann“ von E. T. A. Hoffmann. Als Vertreter der romantischen Literatur hat er in seinen Erzählungen, den sogenannten Nachtstücken, die abgründige Seite der Natur mit dem Unbewussten und der Welt des Traums verwoben. In der Regie von Robert Wilson feierte das Schauermärchen der Schwarzen Romantik vor vier Jahren seine Düsseldorfer Premiere. Die 1816 erschienene Schauermär ist aktuell Schullektüre und wird seit dem 10. Mai auf dem Instagram-Kanal (@drama.to.go) samt Inszenierungsfotos, Videos und Einblicken hinter die Kulissen präsentiert. Hierzu gehört auch ein Interview-Video mit dem Hauptdarsteller Christian Friedel.

Das Ganze geschieht in Tageshäppchen, damit die Neugier erhalten bleibt. Etwa mit der bekannten Redensart vom gütigen Sandmann, der den Kindern Sand in die Augen streut und ihnen damit den Schlaf bringt. Bei Hoffmann wird aus der kinderfreundlichen Figur jedoch eine zwielichtige Gestalt, für seinen Protagonisten Nathaniel gar zur lebensbedrohlichen Gefahr. Schauer­lich, wie es ihm und anderen Kindern ergeht. Der Sandmann „wirft ihnen Hände voll Sand in die Augen, dass sie blutig zum Kopf herausspringen, die wirft er dann in den Sack und trägt sie in den Halbmond zur Atzung für seine Kinderchen“.

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