Kunst : Es sind Maschinen, die keinen „Göttern“ mehr dienen
Düsseldorf Ausgediente Projektoren, ausrangierte Spielkonsolen, demolierte Unfallautos – die international bekannte Fotografin Ricarda Roggan setzt unbrauchbar gewordene Dinge in ein neues Licht. Zu sehen ist das nun in der Sammlung Philara.
Bereits die Antike kennt tragische Konflikte, die nicht von Menschen gelöst werden können. Das griechische Theater erfand daher zahlreiche Geschichten, in der sich so manches verfahrene Dilemma nur durch das plötzliche Auftauchen einer Gottheit zerschlagen ließ. Mittels einer erfindungsreichen Bühnenmaschinerie konnten ein Gott oder eine Göttin zur richtigen Zeit am richtigen Ort erscheinen. Dieser clevere Trick avancierte zum geflügelten Wort: „Deus ex Machina.“
Mit der Zeit wurden die Götter allerdings ganz von den Maschinen ersetzt. „Ex Machina“ nennt die 1972 in Dresden geborene Ricarda Roggan ihre erste Einzelausstellung in Düsseldorf. Im Zentrum der vier Räume umfassenden Show steht eine neue Serie von fünfzehn großformatigen Fotografien, die alte Lichtprojektoren zeigt. Wie „Portraits“ wirken die detailreichen, präzisen Aufnahmen ehemaliger ausgedienter Apparate; die nur mehr als medienarchäologische Objekte von Fans und nostalgischen Technofreaks gesammelt werden.
Das Theater des 20. Jahrhunderts war das Lichtbildtheater; das Kino und die Leinwand die Orte magischer Projektion. In Roggans Bildern entsteht der Eindruck, als würden die Apparate – endlich befreit von ihrem menschlichen Gebrauch - nun selbst untereinander kommunizieren. Kein Projektor gleicht dem anderen. Es sind Automaten, die sich selbst beleuchten und keinen „Göttern“ mehr dienen müssen.
In zahlreichen Werkserien erzählt Ricarda Roggan die Geschichte der Dinge neu. Ihre Motive sind ausgedientes Mobiliar, entleerte Dachstühle, Kultobjekte von Berühmtheiten oder Dinge, die nur mehr ein Schattendasein führen. Sie selber sammelt nicht, sondern recherchiert nach geeigneten Objekten. Als Fotografin arbeitet sie ausschließlich analog. Auch Roggans nostalgische Bild- und Lichtmaschinerie ist teils auf im Labor gefertigten Handabzügen auf Papier gebannt.
Roggan verschafft den Maschinen eine ungewöhnliche Bühne
Ricarda Roggan lässt sich Zeit. Nichts ist in ihren Bildern dem Zufall überlassen. Ähnlich wie ein Bildhauer, der für seine Skulptur einen angemessenen Sockel oder eine angemessene Umgebung schafft, setzt sie ihre Motive in Szene, verschafft den Maschinen selbst eine ungewöhnliche Bühne, bevor sie sie fotografiert.