Rocko Schamoni: Über die Verlogenheit der Welt

Toller Abend mit Rocko Schamoni im Zakk.

Düsseldorf. Letztlich wären wir alle wohl gerne ein bisschen wie Michael Sonntag. Oder wie King Rocko Schamoni. Kommt eh aufs Gleiche hinaus, denn der eine ist das Alter Ego des anderen. Und bei beiden ist die naive Dämlichkeit nur gespielt. Eigentlich haben sie den Durchblick und wissen, dass auf der Welt Blender den Weg vorgeben und das Gerede von Liebe verlogener Pseudomist ist.

Deshalb betritt Schamoni auch als Erlöser die Bühne des ausverkauften Zakk - raufgebettelt von einer lasziv klingenden Damenstimme aus dem Off, die säuselt „Komm zu uns!“ Er setzt sich und stellt klar: „Wer die Welt gut findet, ist hier fehl am Platze.“ Dann setzt der Autor und Musiker die Segel zur Fahrt durch die Untiefen des schwarzen Humors, den niemand so gleichzeitig brutal und subtil drauf hat wie er.

Schamoni liest aus seinem Roman „Sternstunden der Bedeutungslosigkeit“, in dem sich Antiheld Sonntag von Tag zu Tag hangelt und auf alles pfeift, was sich seiner Behäbigkeit in den Weg stellt. Er gibt als Gitarrenbarde die Fratze aller Schlager-Nicoles und fordert: „Wir bauen eine Mauer auf, eine Mauer der Liebe“ - denn wer dem anderen nicht zu nahe kommt, kann ihm auch nicht an den Hals gehen. Und er entlarvt offizielle Tourismustexte seiner Heimatstadt Hamburg mit Einlagen an der Grenze zum guten Geschmack als das, was sie sind: geschönte Lobhudeleien für die Oberschicht. Zu der zählen die Sonntags und Schamonis dieser Welt nicht. Von deren Fuchtel wollen sie uns befreien. Zumindest einen tollen Abend lang.

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