Rise-Against-Konzert: Jetzt ist der Punk im Mainstream angekommen
Rise Against in der vollen Halle an der Siegburger Straße: Melodien anstatt Radau.
Düsseldorf. Er hat sich verändert, der Punk. Vor 40 Jahren, als die Ramones ihn in New York erfanden und er über den Atlantik schwappte nach England, da war der lauteste und rüdeste aller Musiktypen eine Sache für ranzige Clubs. Die Menschen hassten ihn für seine Destruktivität und Gegen-alles-Attitüde. Jetzt stehen die Erben von Sex Pistols und Co. in der schon seit Monaten ausverkauften Halle an der Siegburger Straße und spielen vor 7500 Menschen. Rise Against haben den Punk endgültig in den Mainstream getragen.
Und sie lassen sich dafür feiern. Natürlich gab es da vorher schon Green Day. Aber die machen mittlerweile ja lieber Rock-Opern als die Sache mit der erhobenen Faust. Rise Against, die einstige Garagenband aus Chicago, sind den Wurzeln des Genres dagegen trotz ihres Status als derzeit erfolgreichste Punkband der Welt treu geblieben: Sänger Tim McIlrath schreit auf der Bühne immer noch seinen Hass auf alle Bonzen und Menschenschänder raus, die diese Welt im Klammergriff haben.
Nur ist seine Band dabei eben nicht so dilettantisch wie früher die auf ihre Instrumente einprügelnden Ramones, sondern perfekt. Sozialkritik als großes Entertainment. Melodien anstatt Radau. Von der ersten Minute an heißt die Devise: Vollgas.
McIlrath stürzt sich in die Zuschauer. Der Song, den er dazu ins Mikrofon keift, ist Programm: „Give it all“. Alles geben — gegen das Schlechte dieser Welt. Gegen Langeweile. Und gegen Teenager-Depression. Denn das fällt auf: Der Großteil der Fans ist sehr jung.
Keine Irokesenschnitte. Keine abgewetzten Lederjacken. Keine ausgelatschten Dr.-Martens-Stiefel. Sondern Kids von heute mit dem Flaum ihres ersten, derzeit so angesagten Hipster-Bartes im Gesicht. Mit bravem Seitenscheitel. Mit brandneuen Turnschuhen an den Füßen und stylischem Hut auf dem Kopf.