Quadriennale: Die Rheinprinzessin kehrt zurück

Alte Bohnensorten stehen beim Urban Gardening hoch im Kurs. Ab April sprießt in etwa 100 Hochbeeten öffentlich und kunstvoll Gemüse.

Quadriennale: Die Rheinprinzessin kehrt zurück
Foto: Katja Illner

Düsseldorf. Sie heißen Rheinprinzessin und Rheinperle, Ochsenherz und Roter Riese. Hinter diesen wohlklingenden Namen verbergen sich Bohnen, Tomaten und Möhren. Allerdings nicht solche, wie sie jeder Supermarkt um die Ecke anbietet. Sondern historische Sorten, deren Samen an vier verschiedenen Orten in der Stadt reifen soll.

Im Rahmen der im April startenden Quadriennale gibt es ausgehend vom Schloss und Park Benrath so genanntes Urban Gardening. Das bedeutet: Im Innenhof des Westflügels von Schloss Benrath werden etwa 50 Hochbeete zu einer Gartenlandschaft arrangiert und bepflanzt und jeweils 15 weitere Beete finden ihren Platz an der Rheinuferpromenade, betreut vom Kit, am Bürgerpark IHZ sowie im Zentralschulgarten am Räuscherweg. Wohlklingend ist auch hier der Name: Das Projekt heißt Elisabeths Garten nach der ersten Hausherrin in Benrath, der Kurfürstin Elisabeth Auguste.

Weltweit gibt es viele Vorbilder. In Berlin haben die Prinzessinnengärten die Bewegung in Deutschland enorm nach vorn gebracht. Sie sind als Partner auch in Düsseldorf mit am Beet. Wichtig ist, dass mitmachen kann, wer will. Schulklassen, Nachbarn und Interessierte — sie sollen gemeinsam Setzlinge hegen und pflegen und schließlich ernten. Stefan Schweizer von der Stiftung Schloss und Park Benrath erklärt:

„Unser Ziel ist eine Bewusstseinsveränderung. Jeder sollte wissen, warum es pervers ist, im Februar Tomaten zu essen.“ Als Lebensmittelproduzenten wolle man dabei nicht etwa in Konkurrenz zu einer Markthalle treten.

Neben der Umwelt- und Ernährungserziehung — es wird eine Reihe von Informationsveranstaltungen zu regionalen Pflanzen und der Verarbeitung der Ernte geben — sind für Schweizer auch ästhetische Aspekte wichtig. Die Hochbeete in Benrath sollen eine ansprechende Landschaft mit Bänken und einem Pavillon ergeben. „Düsseldorf ist seit dem 19. Jahrhundert eine Gartenstadt. Dem wollen wir auch künstlerisch Rechnung tragen.“ Daher passe die Aktion gut in das Konzept der Quadriennale, die für die kommenden vier Jahre das Motto „Über das Morgen hinaus“ ausgegeben hat.

Die Hochbeete selbst halten bis weit über das Morgen hinaus. Sie sind aus Lärchenholz gebaut, das etwa 30 Jahre lang nicht verrottet. Darin sind Kunststoffsäcke eingelassen, deren Inhalt aus Hecken- und Baumschnitt sowie Erde drei Jahre lang selbstdüngend wirkt. Schweizer schwebt vor, dass in Zukunft auch Schulen, Museen oder Behörden sich ein solches Starterkit in Schloss Benrath beschaffen können und somit ihren eigenen mobilen Garten anlegen.

Dass die Hochbeete zerstört werden und die gemeinsame Arbeit damit dahin ist, das bezweifelt Gertrud Peters, Leiterin vom Kit, die nun an der Rheinpromenade gärtnern wird. „Wir haben hier auch einen öffentlichen Bücherschrank, da gab es anfangs die gleichen Bedenken. Aber die Menschen respektieren das.“ Für die Leiterin des Kunsthauses ist ein solches Gemüsebeet ein Bild für die Sehnsucht nach dem Selbermachen.

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