Privatmuseen - Die Kunsthochburgen am Stadtrand

Auf Entdeckungsreise in den Privatmuseen. Sie bergen Schätze, die man in der City vergeblich sucht.

Privatmuseen - Die Kunsthochburgen am Stadtrand
Foto: Petra Suzuki

Düsseldorf. Kultur gibt es nicht nur in der City, sondern auch vor Ort, in hochrangigen Museen von überörtlicher Bedeutung. Sie werden von Ehrenamtlern in Vereinen oder Stiftungen unterhalten. Das schönste Privatmuseum liegt in Oberkassel, San Remo-Straße 6, im „Barockschlösschen“. Hier hat die Kopfermann-Fuhrmann-Stiftung ihren Sitz und ihr Haus. Sie betreut den Nachlass der Mäzene, vor allem die grandiosen Gemälde der Malerin Sigrid Kopfermann. Im Erdgeschoss hat der Verkehrs- und Verschönerungs-Verein für eine symbolische Miete sein Quartier. In der Bel Etage liegen die lichtdurchfluteten Ausstellungsräume.

Esther Schulhoff-Wilmes, Tochter des verstorbenen, kunstbesessenen Wolfgang Schulhoff, ist Vorsitzende des Kuratoriums. Mit ihrem Team steuert sie gegen den Trend zur Performance und Global Art und setzt auf die Malerei. Die aktuelle Kunst passiert in ihren Räumen Revue. Bis 11. März gastiert Bernd Mechler, der im Zeigen und Verwischen der Ölfarben brilliert.

Wilhelm Mayer residiert mit seinem Museum Kaiserswerth im denkmalgeschützten Schulgebäude an der Fliednerstraße. In den gut 30 Jahren unter seiner Leitung richtete er über 70 Ausstellungen ein, präsentierte 45 Künstler, sorgte für große Überblicke etwa zu den Künstlern der Einbrunger Mühle einschließlich Hilla und Bernd Becher. Aber auch die reiche Historie des Ortes und seiner Persönlichkeiten wie Suitbertus, Spee, Ulenberg, Fliedner und Eulenberg, hat der Ehrenamtler im Blick. Allein die Beiträge zur Geschichte Kaiserswerths erscheinen in der 24. Folge.

Mayer nennt sich einen „Lernfanatiker“. Der pensionierte Pädagoge will wissen und Wissen vermitteln. Die 750 Mitglieder, eine stolze Zahl für einen Kulturverein, danken es ihm. Sein Haus ist ein Zentrum der Kunst und der Literatur. Noch bis Sonntag (11 Uhr Finissage) läuft die Retrospektive des Malers Kurt Neyers (1900 bis 1968), dessen Nachlass vor Ort betreut wird. Seine Entwicklung führte den Künstler von der Landschaftsmalerei in die Abstraktion. Er gehörte zu den Mitbegründern der Rheinischen und der Neuen Rheinischen Sezession. Aus den eher gedämpften Nachkriegsfarben leuchtet zuweilen ein kecker Farbton hervor.

Mit Ilsabe und Gerolf Schülke agieren zwei leidenschaftliche Kunstfreunde im Kulturbahnhof Eller. Sie sitzen nicht im „gemachten Bett“, sondern müssen ihren Standort regelmäßig erkämpfen und verteidigen. Sie lieben den Kulturbahnhof mit seinen hohen Wänden und hätten ihn natürlich gern saniert. Ihre Devise: „Wir wollen das, was Künstler umtreibt und beschäftigt, verständlich nach außen bringen.“ Die Kunstvermittlung genießt einen hohen Stellenwert. „Wir verzichten in unseren Einführungen zu den Ausstellungen bewusst auf das hoch gestochene Kauderwelsch der Kunstszene. Wir vermitteln die komplexen Zusammenhänge, wie Künstler denken und produzieren, in einfacher Sprache“, sagt Gerolf Schülke.

Das Publikum besteht aus Vereinsmitgliedern und Kunstfans, die jeder ausstellende Künstler mitbringt. Die Schülkes selbst sind Kenner der Grafik und der Fotografie. So wird gerade die Ausstellung „Die spitze Feder“ für den 21. Januar vorbereitet. Sie enthält kritische Grafiken von Daumier bis zum Simplicissimus und zu Uzarski. Die Schätze kommen von Udo Achten, einem Sammler aus Eller.

Die zweite Ausstellung (ab 18. März) dürfte die Fotofans in den Kulturbahnhof treiben. Die Schülkes übernehmen nämlich eine Schau des finnischen Fotopioniers I. K. Inha aus der Zeit vor 1900. Die deutsche Erstaufführung entstand zum 100-jährigen Bestehen der Republik Finnland durch eine Projektgruppe deutscher und finnischer Fotografen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort