Premiere in den FFT Kammerspielen: Schüler-Theater über ein todernstes Thema

Wie Düsseldorfer Jugendliche über den Freitod denken, ist in den FFT Kammerspielen zu sehen und zu hören.

Düsseldorf. Ein gutaussehender Mann in den besten Jahren ist entschlossen, sich mit Schlaftabletten das Leben zu nehmen. Da der Teheraner unbedingt will, dass das von ihm selbst ausgehobene Grab in der Einöde nach seinem Ende zugeschaufelt, er also ordentlich beerdigt wird, braucht er einen Helfer.

"Der Geschmack der Kirsche" des iranischen Filmemachers Abbas Kiarostami zeigt die stundenlange Suche per Range Rover nach dem Richtigen für diese ungewöhnliche Arbeit.

18 Düsseldorfer Haupt- und Gesamtschüler haben sich nun des schwierigen Stoffes angenommen und ihn zusammen mit Regisseur Ingo Toben unter dem selben Namen wie der Film auf die Bühne der FFT Kammerspiele an der Jahnstraße gebracht. Am Samstag war Premiere.

"Was machst du, wenn sich ein Mensch umbringen will?" Das fragt ein junger Mann eine Frau. Ihr Gesichter, in der Totalen gefilmt, erscheinen groß auf den drei aufgespannten Leinwänden. Keiner der Laiendarsteller agiert live auf der Bühne, dafür erzeugen dort Klassenkameraden mit selbst gebauten Instrumenten einen gelungenen atmosphärischen Klangteppich.

Die von der Kamera festgehaltene Antwort der jungen Frau auf die verstörende Frage ihres den Lebensmüden mimenden Gegenübers: "Ihn überreden, es zu lassen." Der nun entstehende Dialog, eine Mischung aus Fiktion und Dokumentation, ist das Kernelement der rund einstündigen Aufführung.

Denn der Mann, gerade alt genug, um das Auto zu steuern, in dem er sitzt, sucht weiter. Er spricht mit unterschiedlichen Menschen seines Alters über das todernste Thema. Und bekommt so unterschiedliche und für den Zuschauer zum Teil auch völlig unerwartete Antworten.

Da reden 15- und 17-Jährige plötzlich über den Glauben, die Liebe und das Leben. Man dürfe sich nicht umbringen, das sei Sünde, sagt etwa eine Schülerin auf der Leinwand. Und ein junger Moslem, der in beeindruckenden Bildern betend in einer Moschee gezeigt wird, äußert sich ähnlich. Aber es gibt nicht nur theologische Begründungen: "Menschen sollen einfach leben", heißt es an einer anderer Stelle.

Dieser spannende Blick in das Denken und Fühlen der Jugendlichen ist die große Stärke der Aufführung.

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