Popmusik, auf die nicht nur Kinder fliegen

Musik: Die PopPiloten aus Unterbilk machen anspruchsvolle Musik mit Kindern für Kinder, bei der die Zimmertüre aufbleiben kann.

Düsseldorf. Das Thema Kindermusik ist oft alles andere als lustig. In den meisten Fällen ist eher ärgerlich, was so aus den Kinderzimmern tönt. Zu liebloser Konservenmusik besingen Erwachsene eine Welt, die mit dem Leben der Kinder wenig zu tun hat, und nicht nur in der Weihnachtsbäckerei wird ordentlich gemanscht, sondern leider häufig auch im Tonstudio.

Andreas Betten und Thilo Schölpen leiden unter diesem Dilemma gleich zweifach, denn sie sind nicht bloß Väter, sondern auch hauptberufliche Musiker. "Das nehmen wir jetzt selber in die Hand", dachten sie sich und gründeten kurzerhand die PopPiloten, um gute Musik mit Kindern für Kinder zu machen. Im April erscheint das Debut-Album "Eigener Verein", das die Düsseldorfer Musiker im eigenen Studio in Unterbilk produziert haben.

Schölpens elfjährige Tochter Lilly und ihre Freundin Anna-Leonie (12 Jahre) singen, was die Väter nach ihren Anregungen und Beobachtungen aufgeschrieben haben. Zum Beispiel das "Draußenlied", eine brauseleichte Pop-Perle über einen Sommertag am See, bei der die Sonne warm aus dem CD-Player scheint. Lilly und Anna singen so wie Kinder eben singen, nicht wie Deutschlands Superstars, sondern geradeaus, ohne Schleifen, Kiekser und Triolen. Sie singen von Dingen, die sie beschäftigen und die manchmal eben nicht leicht und lustig sind wie in "Trennungskind" oder "Besser sein".

Andere Lieder handeln vom Alltäglichen wie "Mein Hund" oder von der leidigen Notwendigkeit "Zähneputzen". Dazu erklingt feiner Indie-Pop mit Piano, Schlagzeug, Orgel, Querflöte, Keyboards oder auch mal einer Maultrommel. Alles handgemacht und mit viel Liebe zum Detail. "Wir machen Musik, die uns selber Spaß macht. Man kann Kindern auch musikalisch durchaus mehr zumuten als die simpelsten Melodien", erklärt Andreas Betten.

Vollständig sind die "PopPiloten" aber erst mit der Illustratorin Frauke Berg. Sie hat die optischen Alter Ego der Mädchen geschaffen, denn Anna und Lily waren anfangs als Kunstfiguren gedacht, deren Geschichten sie in phantasievollen Bildern erzählt. "Die ursprüngliche Idee war ein Kinderbuch mit CD. Das hatten wir für die Leipziger Buchmesse auch schon produziert. Parallel hatten wir eine My-Space-Seite mit Hörbeispielen eingerichtet, macht man ja inzwischen so", erzählt Andreas Betten.

Recht bald wurde darauf jemand bei Universal Music aufmerksam und es klingelte das Telefon. "Jetzt kommt im April das Album und das Buch mit CD erscheint später", sagt Betten. Einen kleinen Testflug haben die PopPiloten schon bestanden, als die Single "Eigener Verein" dreimal hintereinander auf Platz Eins beim WDR-Kinderradio "Lilipuz" landete.

Wie es weitergeht, wenn aus Anna und Lilly Teenager werden, wissen Betten und Schölpen noch nicht: "Es ist möglich, dass wir uns mitentwickeln, aber auch dass dann andere Kinder ihre Plätze einnehmen". Hauptsache, die Kinderzimmertüre kann die nächsten Jahre aufbleiben.

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