„Polawalk“ in Düsseldorf Polaroid — Das Instagram von früher

Düsseldorf · Beim „Polawalk“ in Düsseldorf zeigte Fotokünstlerin Tanja Deuß den Teilnehmern Tipps und Kniffe beim Fotografieren. Die Sofortbilder sind wieder im Trend.

 Fotokünstlerin Tanja Deuß hat  in Düsseldorf den „Polawalk“ veranstaltet.

Fotokünstlerin Tanja Deuß hat  in Düsseldorf den „Polawalk“ veranstaltet.

Foto: Carolin Scholz

Ein Klicken, ein Sirren und dann erstmal abwarten. Polaroid-Fotografie hatte schon immer einen besonderen Charme. Vor der Digitalkamera war es die erste Möglichkeit, die Bilder sofort begutachten zu können, heute eine nette Abwechslung zum Herumknipsen mit dem Smartphone. Auch Tanja Deuß hat die Polaroidkamera für ihre Kunst wiederentdeckt – und gibt Kniffe bei Workshops an Interessierte weiter.

„Schon das Geräusch, wenn das Foto aus der Kamera kommt, ist besonders“, sagt sie. Dann das Zusehen beim Entwickeln, aber auch die Optik sei anders. „Die Bilder sind nicht clean“, sagt sie. Es sei immer ein bisschen Zufall, was rauskommt. Und das ist hinterher nicht reproduzierbar — und damit ein Unikat.

„Pola-Walks“ besuchen Menschen unterschiedlichen Alters

Immer mehr Leute kommen zu den Polaroid-Workshops, den „Polawalks“ von Tanja Deuß. Die Teilnehmer kommen aus ganz unterschiedlichen Richtungen. „Von null bis hundert ist an Vorwissen alles dabei“, sagt sie. Und auch vom Alter sei bisher alles zwischen 30 und 60 Jahren vertreten gewesen. Sie sorge für Material und Kameras, dann gehe es gemeinsam durch die Straßen – auf die Suche nach dem passenden Motiv. Oft sei sie mit Gruppen im Medienhafen oder an der Rheinuferpromenade unterwegs. Beim Workshop am vergangenen Freitag machten die Foto-Lehrlinge Bilk unsicher.

Gemeinsam haben sie erkundet, was sich als Motiv gut macht. „Ich mag grafische Motive, aber auch Porträts gehen gut“, sagt Deuß. Und: „Alles, was viel Farbe hat.“ Denn die Farben machten das Polaroid-Bild am Ende besonders. „Vor allem Blau- und Rottöne werden später richtig knackig.“ Auch helles Licht sei zum fotografieren gut – allerdings müsse man bei der Polaroid-Kamera besonders aufpassen, dass kein direktes Licht in die Linse kommt. Dazu seien die meisten Kameras zu lichtempfindlich.

Am Freitag standen der Bilker Bahnhof, die Streetart-Malereien, etwa das Wandbild an der Merowinger Straße, die Düssel und die vielen Filmplakate im Metropol-Kino auf dem Programm. Später haben die 13 Teilnehmer dann mit der Künstlerin ihre Werke analysiert.

Im Anfänger-Workshop gehe es noch viel um Technik und das richtige Motiv. Fortgeschrittene Polaroid-Fans — oder Profis wie Tanja Deuß — können noch viel mehr mit den alten Kameras anfangen. Bei den Bildern in der Ausstellung, die am Freitag im Rahmen der Nacht der Bibliotheken in der Bilker Bibliothek eröffnet wurde, spielt sie auch gerne mit Technik und Chemie in den Fotostreifen. So könne man noch mehr aus den Bildern herausholen.

Viele Teilnehmer in Tanja Deuß’ Workshops kennen Polaroid-Fotografie noch von früher — haben sie aber oft nie selbst ausprobiert. Viele junge Leute, so glaubt Deuß, fotografierten lieber mit dem Smartphone. Ein bisschen seien die Retro-Fotos ja sowas wie das Instagram von früher. Bei der Polaroid müsse man aber viel besonnener an jedes Foto herangehen. „Acht Bilder kosten 20 Euro. Da macht man nicht einfach zehn Mal ,Klick’“, sagt Deuß. Man müsse sich vorher überlegen, was und aus welchem Blickwinkel man fotografieren möchte. Und dann kann man immer noch gespannt sein, wie es sich entwickelt.

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