Düsseldorf Poetry-Slam: Tiefgründige Texte, schnell gesprochen

Aylin Celik (19) und Masha ter Veer (13) fahren zur Landesmeisterschaft für Poetry-Slammer. Ihre Texte handeln von ernsten Themen.

Düsseldorf: Poetry-Slam: Tiefgründige Texte, schnell gesprochen
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Mit einem Schul-Workshop vor drei Jahren fing alles an. Seitdem ist Aylin Celik (19) eifrige Poetry-Slammerin, verfasst eigene Texte und nimmt an Wettbewerben teil. An diesem Wochenende geht es für sie und Masha ter Veer (13) nach Gütersloh. Dort finden die Landesmeisterschaften der jungen U20-Slammer statt.

Wer die Jury mit seinem selbst geschriebenen Text überzeugen kann, wird bei den nationalen Meisterschaften in Magdeburg an den Start gehen. „Ich dachte zuerst, man schreibt Kurzgeschichten und erzählt die dann laut. Aber es steckt sehr viel mehr dahinter“, erinnert sich Aylin Celik an ihre ersten Erfahrungen mit dem Slammen. „Man muss auf viele Dinge achten. Wie betone ich Sätze, wie präsentiere ich mich auf der Bühne?“

Ihre Texte sind oft gesellschaftskritisch. Es geht um Menschenrechte, Flucht oder Sexismus. Nur Autobiographisches klammert die Düsseldorferin aus. „Wenn ich das vortragen müsste, würde ich mir auf der Bühne nackt vorkommen. Und hätte Angst, zu viel von mir preiszugeben.“

Masha ter Veer schreibt gerne über andere Personen. Einer ihrer letzten Texte ist von der Erfolgsserie „Club der roten Bänder“ inspiriert. Auch sie hat das Format des modernen Dichterwettstreits zuerst in der Schule aufgeschnappt. „Aber unsere Lehrerin hat das seltsam erklärt. Als wäre es sowas wie Rappen.“ Masha ter Veer ist zunächst wenig begeistert. Bis sie im Internet auf das millionenfach geklickte Video der Slammerin Julia Engelmann („One Day — Eines Tages, Baby“) stößt. „Da habe ich gedacht, dass ich so etwas auch machen will.“

Seit September vergangenen Jahres besucht Masha ter Veer regelmäßig den Zwischenruf-Slam im Zakk, bei dem ausschließlich unter 20-Jährige ihre Texte vortragen können. Bei den U20-Slammern überwiege der Frauenanteil, bei den Älteren ist es genau umgekehrt, erklärt Helge Goldschläger. Der Poetry-Slammer moderiert neben dem Zwischenruf auch das Erwachsenen-Pendant „Poesieschlacht“ und nennt einen weiteren Unterschied: „Bei den jungen Slammern ist die Themenbandbreite größer als bei den Älteren. Zwischen 15 und 18 Jahren denkt man sehr viel nach. Das merkt man auch an den Texten, die vorgetragen werden.“

Seine Co-Moderatorin Christine Brinkmann, Kulturplanerin im Zakk, erinnert sich an einen Text von Masha ter Veer, in dem es um die Leukämieerkrankung einer fiktiven Freundin geht. „Der war sehr literarisch und tiefgründig geschrieben. Das ist umso mutiger, weil die Zuschauer bei einem Slam eher lustige Texte erwarten.“

Humorvolles zu schreiben haben die Düsseldorferinnen bereits ausprobiert. „Das kam auch ganz gut beim Publikum an. Aber ich habe mich damit nicht wohlgefühlt“, sagt Aylin Celik. Sie hilft mittlerweile selbst bei Slam-Workshops mit und hat sich auch schon für die deutschsprachigen Meisterschaften qualifiziert. „Früher habe ich einfach drauf los geschrieben. Da war mir das ziemlich egal, ob es bei den Leuten ankommt. Aber mittlerweile gehe ich schon auf das Publikum ein.“ Neue Texte zeigt sie als erstes ihrer Mutter. Auch Masha ter Veer ist das Feedback wichtig. „Weil ich mich selbst einfach schlecht einschätzen kann.“

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