Platée-Premiere: Barockes Seelen-Massaker

Die Rheinoper zeigt mit „Platée“ ein weiteres Werk Jean-Philippe Rameaus.

Düsseldorf. Buntes Treiben beherrscht die Bühne. Farbenfreude, Pracht und die wohlklingende Musik machen den schönen Schein perfekt. Doch inmitten des barocken Brokats findet zu Cembalo und beschwingtem Streicherschwelgen ein seelisches Massaker statt. Opfer: eine Sumpfnymphe. Der französische Barockkomponist Jean-Philippe Rameau komponierte mit seiner Oper „Platée“ (Libretto: Jacques Autreau) ein Stück voller Verspottung.

Mit „Platée“ hat die zweite Rameau-Oper in Düsseldorf Premiere. Regisseurin Karoline Gruber und Choreografin Beate Vollack inszenierten sie mit einer Mischung aus barockem Pomp, modernem Glamour und surrealistischen Elementen. Ein pinkfarbener hochhackiger Damenschuh im Großformat bildet eine Treppe zwischen Palast und Vorplatz.

Über die Stufen werden Brautgeschenke für die wegen ihres Aussehens ungeliebte Platée herbeigetragen. Sie stammen von Götterkönig Jupiter, einer imposanten Gestalt, von Kopf bis Fuß in Gold gehüllt (Kostüme: Mechthild Seipel). Nur zum Schein macht er der armen Sumpfnymphe Platée einen Heiratsantrag, um seine eifersüchtige Ehefrau Juno zur Raison zu bringen.

Der schwedische Tenor Anders J. Dahlin verkörpert die bedauernswerte Sumpfnymphe mit viel Sinn für die spezielle Psyche des gefoppten Geschöpfs. Er trifft auf subtile Weise die Mischung aus femininer Eitelkeit, Liebeshunger und verletztem Stolz. Durch schönen Gesang fällt er nicht gerade auf, aber in dieser Rolle geht es ja auch in erster Linie um die Charakterdarstellung.

Eine stimmlichen Glanzleistung vollbringt die zum Opernensemble gehörende Sopranistin Sylvia Hamvasi als Liebesbotschafterin La Folie. Sie steckt in einem Frack mit schwarzen Lackleder-Reiterhosen und wirkt wie eine Kombination aus Marlene Dietrich und Herzkönigin aus Alice im Wunderland. Enttäuschend ist die Leistung von Bassist Sami Luttinen als Jupiter, dessen Gesang farblos bleibt.

Spritzig musiziert das Barockensemble Neue Düsseldorfer Hofmusik unter der Leitung von Konrad Junghänel. Dadurch gewinnt die gediegene, wenn auch etwas gleichförmige Musik von Rameau an Wohllaut und Esprit.

Die Inszenierung beginnt etwas fad und verworren mit einer Art Firmenveranstaltung. Das hat etwas von der Hauruck-Aktualisierung historischer Sujets aus den Babyjahren des Regietheaters. Doch mit der Zeit gewinnt die Bildersprache (Bühne: Roy Spahn) an Expressivität und Fantasiereichtum. Besonders eindrucksvoll: ein dunkles Sturmballett mit virtuosen Tänzern und Windmaschine.

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