Fotokunst „Photo Düsseldorf plus“: Auftakt mit Christine Erhard

Düsseldorf · Die Meisterschülerin von Schwegler lädt Kollegen aus Düsseldorf und Köln zur Schau in einer Baustelle ein.

 Christiane Erhard in ihrem Atelier bei der Erstellung einer künstlerischen Fotografie.

Christiane Erhard in ihrem Atelier bei der Erstellung einer künstlerischen Fotografie.

Foto: Helga Meister

Zwei Künstler, zwei Galeristen und ein Journalist retten ehrenamtlich das Foto-Festival, das unter dem Logo „Düsseldorf Photo plus“ am 13. März startet. 60 Ausstellungen sind in Instituten, Offräumen und Kunsthandlungen geplant. Eine Mitstreiterin ist die Fotokünstlerin Christine Erhard. Sie will zeigen, wie lebendig die Fotoszene aus Düsseldorf und Köln ist, und lädt ihre einstigen Kommilitonen ein.

Ganz unbekannt ist die ehemalige Schwegler-Schülerin nicht, denn in der U-Bahn-Station Oststraße hängt seit 2015 ein Großformat von ihr über den Rolltreppen und mithin über den Köpfen der Fahrgäste. Wie selbstverständlich sind die Positionen zwischen unten und oben, zwischen der Vogelperspektive im Foto und der Froschperspektive auf der Rolltreppe zur Einheit gebracht.

Diese Einheit soll es auch in ihrer Ausstellung geben. Zehn Künstler machen mit, sie stammen aus Klassen von Becher, Ruff, Jetelova und Penck in Düsseldorf sowie Blume aus Hamburg. Ein bunter Haufen, möchte man meinen. Das ist der Kuratorin Christine Erhard gerade recht, denn es gehe, so sagt sie, um die Freiheit im „nichtmusealen Raum“. Sie darf über eine Immobilienentwicklungsgesellschaft das Erdgeschoss eines Gebäudes benutzen, das gleich neben dem Atelierhaus an der Lierenfelder Straße liegt.

Im Moment wird dort alles herausgerissen. Aber Christine Erhard beruhigt. „Wir machen einen architektonischen Einbau. Dadurch fassen wir zugleich die verschiedenen Positionen zusammen. Es geht tatsächlich um eine Gemeinschaftsausstellung. Die Werke der einzelnen Kollegen sollen nicht isoliert präsentiert werden.“

Christine Erhard ist prädestiniert für diese Aufgabe, denn sie interessiert sich für Konstruktivismus und Brutalismus in der Architektur, holt sich ihre Beispiele aus Sao Paulo, Paris oder Berlin, hat als Stipendiatin in Moskau die Architekturszene aus den 1920er Jahren untersucht und aus den konstruktivistischen Abbildern eine sehr eigene und eigenwillige Fotografie entwickelt. Sie macht denn auch, wenn es hochkommt, nicht mehr als sechs Bilder im Jahr.

Als typische Schwegler-Schülerin machte sie zunächst Skulpturen, fotografierte sie und stellte irgendwann fest, dass sie das Foto mehr interessiert als die Skulptur. Aber sie wollte nicht nur den Gegenstand abbilden, sondern transformieren und translozieren. Immer geht sie von einer realen Situation aus, die sie unmerklich verändert. Dabei scheut sie weder Zeit noch Mühe, skizziert, baut nach der Zeichnung ein komplexes Modell, das sie fotografiert, aber das sie auch als Skulptur weiterverarbeiten kann.

Sie wäre die geborene Professorin, so klar und strategisch ist sie im Denken, Handeln und Erklären. Einen Ruf an die Akademie oder Hochschule hat sie bislang allerdings nicht erhalten. Das stört sie nicht, sie untersucht auch ohne Studenten die Möglichkeiten in der Realität, spricht vom „gebauten Modellraum“ und dem „Realraum des Ateliers“ und erzeugt schließlich ein äußerst mehrdeutiges Architektur-Bild.

Auf die Frage, ob sie sich als Fotografin oder als Bildhauerin sieht, gibt sie eine ausweichende Antwort: „Das Ergebnis meiner Arbeit ist häufig eine Fotografie. Im Grunde aber bin ich Bildhauerin geblieben. Mein Interesse gilt den räumlichen Zusammenhängen. Ich kann in der Fotografie unterschiedliche Zeit- und Raumebenen vereinen. Der Aufbau der Bilder vor der Kamera gleicht einem bildhauerischen Arbeiten, da alle Elemente plastisch vorhanden sind und räumlich aufeinander bezogen sind.“

Ihre Mitstreiter sind: Julia Kernbach, die an der Alanus Hochschule als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig ist. Martina Sauter kombiniert in ihren raffinierten Collagen Filmstills mit eigenen, fotografischen Bildern oder mit Dokumenten aus Zeitungen oder Briefen. Katlen Hewel ist berühmt für ihre Projektionen auf Porträts, die zu Überblendungen führen. Jörg Paul Janka gibt seit 1995 mit Uschi Huber, anfangs auch mit Hans-Peter Feldmann und Stefan Schneider, das „Photomagazin Ohio“ heraus. Uschi Huber, Meisterschülerin von Magdalena Jetelova, ist seit 2012 Professorin für künstlerische Fotografie an der Universität Siegen. Auch Xénia Imrová hat bei Jetelova studiert.

Weitere Mitstreiter sind Thomas Böing, Tamara Lorenz und Thomas Neumann. Titel der Ausstellung „Dimensions variable“, eine Bezeichnung, unter der die Gruppe in wechselnden Konstellationen schon öfters zusammengearbeitet hat.

Info: Die Foto-Ausstellung findet vom 13. März bis 29. März in der Lierenfelder Straße 45 statt.

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