Kollektiv „Subbotnik“ : Performance: Klangvolle Reise ins menschliche Gehirn
Bei der Produktion von „Subbotnik“ wird der Zuschauer Zeuge einer riskanten Operation.
Düsseldorf. Während einer Gehirnoperation bei vollem Bewusstsein sein. Mitkriegen, wie langsam die Schädeldecke geöffnet wird. Eine ziemliche Horrorvorstellung zunächst einmal. In „Keep the wolf from the door“, der aktuellen Performance des Kollektivs Subbotnik, für die außenstehenden Beobachter aber auch eine einmalige Gelegenheit, besondere Einblicke in die Geschichten und Landschaften im Inneren eines Menschen zu erhalten.
Genau diese Gelegenheit ergreift der norwegische Schriftsteller Karl Ove Knausgard. Er reist für eine Woche nach Albanien, um dort dem berühmten Neurochirurgen Henry Marsh aus England bei zwei Operationen über die Schulter zu schauen. „Ich bin oft ein großer Feigling“, gibt der von Knausgard bewunderte Arzt gleich zu Beginn preis. „Oft ist es besser, bei einer Operation nichts zu tun.“
Beim ersten Patienten Imri Hasanaj ist ein Eingriff jedoch unausweichlich — sonst ist er in fünf, sechs Monaten tot. Und so erkundet der Gast aus Norwegen in seiner Rolle als staunender Beobachter der Operation jene Grenze im menschlichen Kopf, an der das Gebiet der physikalischen Tatsachen endet und ein anderes Land beginnt. Während des Eingriffs schildert Knausgard detailliert, was gerade vor sich geht: „Er hob den ausgesägten Schädelknochen hoch wie einen Deckel.“ Oder auch: „Es war, als schäle man eine noch unreife Frucht.“