Konzert „Flammenzeichen“ zu Blarrs Geburtstag

Düsseldorf · Werk des 85-jährigen Komponisten in der Neanderkirche uraufgeführt.

 Der Komponist Oskar Gottlieb Blarr.

Der Komponist Oskar Gottlieb Blarr.

Foto: ja/Schwartz, Anna

Oskar Gottlieb Blarr, Düsseldorfer Komponist und Organist, ist am Montag 85 Jahre alt geworden. Geboren in Ostpreußen verschlug es ihn nach dem Krieg ins Rheinland. Hier wurde er 1961 Kantor an der Neanderkirche, im Herzen der Altstadt. Er begründete die „Sommerlichen Orgelkonzerte“, die bis heute einen festen Platz im Düsseldorfer Kulturleben haben.Und er war Honorarprofessor an der Robert-Schumann-Hochschule.

Diese Stadt ist, wie er selber sagt, seine zweite Heimat geworden. Er habe Glück gehabt mit dieser Stadt und seiner Neandergemeinde, die ihm alle Möglichkeiten der freien künstlerischen Entfaltung gewährt hätten. Bedeutsame Weggefährten waren Almuth Rößler, Wolfgang Abendroth, und auch Martin Schmeding, der 1999 sein Nachfolger als Kantor wurde, heute als Professor in Leipzig lehrt und quasi als Geburtstagsgeschenk Blarrs jüngstes Großprojekt, die Orgel Sinfonie II „Das Flammenzeichen“ zur Uraufführung brachte.

Seine musikalischen Mitstreiter in der Neanerkirche waren Marie Schmeding (mitspielende Registrantin), Eva Koch (Sopran), Angela Froemer (Alt). Dem Werk liegt die wahre Geschichte des Schusters Oskar Brüsewitz´ zugrunde, der als überzeugter Christ in innerem wie äußerem Konflikt mit dem DDR-Regime stand, und, in Kurzfassung, sich am 18. August 1976 mit Benzin übergoß und anzündete. Er starb an den Folgen. „Flammenzeichen“ lehnt sich an die Geschichte an, ohne sie nachzuerzählen. Ein beeindruckendes Werk, das Leid, Verzweiflung, Klage, Schmerz und Erlösung musikalisch darstellt. Die Facetten werden in zehn „Sätzen“ auf der Orgel von Martin Schmeding eindrucksvoll dargeboten. Sachliche „Morsezeichen“ entwickeln sich klanglich zu einem Aufschrei der Verzweifelung. „Wach auf, du Deutsches Land“ wirkt wie ein Protest gegen Unmenschlichkeit, heftige Cluster-Blöcke werden mit zarten Klangmomenten konfrontiert und drücken eine kaum auszuhaltende Spannung zweier Welten aus.

Der stimmige Choral „So nimm denn meine Hände“mit anschließenden Klangcollagen und Vogelstimmen aus Israel verheißen Frieden und Erlösung. Die beiden Sopran- und Altstimmen im Canto I „Fürchte dich nicht“ klingen wie eine Botschaft aus dem Jenseits, und die Frage steht im Raum, ob eine Selbstentflammung ein Zeichen dafür ist, dass sich danach die Welt verbessert. Brüsewitz sah sich als Zeuge Jesu Christi, Blarr hat diese Botschaft mit Tönen nachgezeichnet.

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