Opernstudio: Mehr Talente als in New York

Von den sieben Mitgliedern des neuen Opernstudios stammen allein vier von der Musikakademie in Cluj-Napoca.

Düsseldorf. Von den sieben Mitgliedern des neu besetzten Studios der Deutschen Oper am Rhein stammen vier aus Rumänien, genauer gesagt: aus der Musikakademie Gheorghe Dima in Cluj-Napoca. „Das ist eine ganz unglaubliche Talentschmiede“, sagt Generalintendant Christoph Meyer.

„Die Sänger dort haben einen enormen Biss und viel Energie.“ Aufmerksam gemacht auf dieses Institut habe ihn der brillante rumänische Bariton Adrian Sâmpetrean, der selbst in Cluj studierte, einige Zeit zum Rheinopern-Ensemble gehörte und zum Verdruss des hiesigen Publikums an die Hamburgische Staatsoper wechselte.

Er sei der erste Opernintendant, der das Institut besuche, habe man ihm in Cluj gesagt, berichtet uns Meyer. „Im Februar 2011 war ich in New York, habe 100 Sänger gehört und nur eine engagiert, die griechisch-amerikanische Sopranistin Jessica Stavros.“ In Cluj hätten ihm nur 24 vorgesungen, und gleich vier schienen dem Generalintendanten geeignet fürs Rheinopern-Studio.

Zwei sollen ab nächster Spielzeit zusammen mit dem deutschen Bariton David Jerusalem gar ins große Ensemble wechseln: Tenor Ovidiu Purcel und Bariton Bogdan Baciu. Nach unserem Gespräch machte sich der Intendant übrigens gleich wieder auf nach Cluj, dieser offensichtlichen Goldmiene der Stimmen.

Über die vier Rumänen, die jetzt in Düsseldorf leben, bricht in diesen Wochen viel Neues herein: die Kultur, Sprache, Großstadt und Produktion einer französischen Operette in deutscher Übersetzung. „Der Tagesablauf ist ganz anders als in Cluj“, sagt Sopranistin Luiza Fatyol. Vorher sei sie ja an der Musikakademie gewesen, nun kämen viele Proben und Deutschunterricht auf sie zu. Cluj sei zwar auch eine große Stadt, aber überhaupt nicht zu vergleichen mit Düsseldorf.

So langsam gewöhne man sich an die neue Umgebung, sagt Ovidiu Purcel. Eindrucksvoll seien vor allem das hohe Niveau und die Größe der Oper. „In Cluj waren wir eine große Familie“, erzählt Bogdan Baciu. An der Musikakademie herrsche eine großartige Atmosphäre. Allerdings sei das Kulturleben dort sehr limitiert. Am Rhein habe man weitaus mehr Entfaltungsmöglichkeiten. So sieht es auch Bariton Attila Fodre: „Das Repertoire in Düsseldorf ist so groß.“ Daher gebe es hier entsprechend viele Rollen, die man singen kann.

Das komplette siebenköpfige Ensemble ist gerade in der kurzweiligen Erbschafts-Komödie „Das Testament der Tante Karoline“ von Albert Roussel zu erleben. Die farbig, elegant und schwungvoll komponierte Operette erlebte am Kleinen Haus des Schauspielhauses kürzlich die deutsche Erstaufführung. So gibt es mit der Produktion nicht nur neue Sänger, sondern auch ein witziges Stück französischer Operngeschichte des frühen 20. Jahrhunderts zu entdecken.

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