Düsseldorfer Rheinoper Opernsängerin: „Mozart verzeiht keine Fehler“

Anett Fritsch singt bei den Salzburger Festspielen die Gräfin Almaviva in „Hochzeit des Figaro“. Der Rheinoper hält sie weiter die Treue.

Düsseldorfer Rheinoper: Opernsängerin: „Mozart verzeiht keine Fehler“
Foto: Kristin Hoebermann

Düsseldorf. Gerade mal 29. Und schon rekordverdächtig. Denn Anett Fritsch zählt bereits heute weltweit zu den wenigen Sängerinnen, die alle drei Frauenpartien in Mozarts „Hochzeit des Figaro“ gesungen hat. Nach Susanna und Cherubino (damit debütierte sie bereits Ende 2013 unter dem Barockspezialisten René Jacobs) wird die aparte, energische Sopranistin ab 28. Juli bei den Salzburger Festspielen als Gräfin Almaviva auf der Bühne stehen.

Damit nicht genug. Nach den Festspiel-Terminen beginnen Ende August die Proben für „Arabella“ in Düsseldorf, in der die in sächsischen Plauen geborene Anett Fritsch die Rolle der Zdenka übernimmt. Seit 2009 (damals war sie 23) gehört sie zum Ensemble der Rheinoper, erlebte einen kometenhaften Aufstieg, der sie 2017 an die Mailänder Scala und nach Covent Garden in London führen wird. Heute pendelt sie zwischen zwei Wohnsitzen — am Rhein und in Wien. Vor Beginn der Proben in Salzburg mit Sven Eric Bechtolf sprach die WZ mit ihr.

WZ: Frau Fritsch, Sie sind viel unterwegs. Halten Sie der Rheinoper die Treue?

Anett Fritsch: Ja, ich habe hier sehr gute Arbeitsbedingungen. Probenpläne und Disposition ermöglichen mir, auch andere Engagements anzunehmen. Man ist nicht so sehr auf einem Präsentierteller wie in Wien oder München. Ich kann in Ruhe Rollen ausprobieren und ein Repertoire aufbauen, das meiner Stimme entgegenkommt. Außerdem fühle ich mich sehr wohl, bin entspannt, auch weil ich in das Ensemble eingebettet bin.

Wie kam es 2014 zum ersten Engagement in „Don Giovanni“ bei den Salzburger Festspielen?

Fritsch: Der Ex-Intendant Pereira sah mich vorher in Brüssel in der „Cosi fan tutte“. Er rief mich an und fragte, ob ich die Donna Elvira singen würde.

Haben Sie sofort zugesagt?

Fritsch: Nein. Ich bat um 24 Stunden Bedenkzeit, rief Freunde, Coaches und Gesangslehrer an. Dann habe ich zugesagt. Zum Glück.

Und jetzt die Gräfin in „Figaros Hochzeit“?

Fritsch: Ja, aber jetzt lief das durch meine Agentur. Da eine andere Sängerin abgesagt hatte, fragte man, ob ich einspringen würde. Da habe ich sofort Ja gesagt.

Sie wurden als Elvira in Salzburg von internationaler Kritik bejubelt. War das der Durchbruch?

Fritsch: In gewisser Weise. Aber schon 2011, nach meinem Debüt in Glyndebourne und vor allem durch die „Cosi-fan-tutte“-Inszenierung von Michael Haneke 2013 in Madrid kamen Anfragen von anderen, großen Häusern wie Wien und Brüssel.

Von wem lassen Sie sich beraten, wenn Sie eine neue Partie zusagen?

Fritsch: Von meinen Coaches in Wien und München. Einmal im Jahr fliege ich zum Rollenstudium in die USA zu Caroll Vaness. Generell gilt aber, dass ich nur Rollen annehme, in denen ich nicht an meine Obergrenze komme. Sondern sie auch singen kann, auch wenn ich mal müde bin.

Also Mozart?

Fritsch: Ja. (sie strahlt) Mozart-Opern sind das gesündeste für meine Stimme. Vom ersten bis zum letzten Ton muss man seine Stimme kontrollieren. Denn Mozart verzeiht keine Fehler.

Mit welchen Regisseuren arbeiten Sie gerne?

Fritsch: Nicht gerne mit denen, die ihr eigenes Psychogramm zeigen. Lieber mit denen, die, wie Bechtolf, das Werk und die Charaktere in- und auswendig kennen und nicht Dinge verurteilen. Musiktheater soll nicht verurteilen, keine Meinung aufdrängen. In den Werken ist meist schon eine — auch politische — Meinung vorhanden. Und die gilt es zu zeigen.

Sie führen ein unstetes Leben, sitzen häufig in Flugzeugen. Woher kommt die Energie?

Fritsch: Ich jogge, wenn ich Zeit habe, mache täglich Yoga. Aber ich glaube, es liegt auch an meiner Ernährung. Ich esse seit über drei Jahren überwiegend Rohkost, lebe vegan. Dadurch bin ich längere Zeit belastbar.

Leidet Ihr Privatleben unter dem Reise-Stress?

Fritsch: Im Moment reise ich gerne. Die Entscheidungen für Engagements spreche ich aber mit meinem Partner ab. So geschieht es schon mal, dass ich ein Angebot, das mit sechs Wochen Proben verbunden ist, ablehne.

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