Oper: Keine Angst vor Richard Wagner

Der neue Kapellmeister ist 30Jahre alt, Herausforderungen scheut er nicht. Am 29. September dirigiert er La Bohème.

Düsseldorf. Er sieht aus wie ein Klischee-Student: jugendlich, leger und wuschelköpfig. Doch Christoph Altstaedt kann ganz anders. Und er muss auch ganz anders, denn der 30-Jährige ist der neue Kapellmeister der Rheinoper und Machertpy: selbstbewusst, sachbezogen, ergebnisorientiert.

Das drückt sich auch in seiner beruflichen Biografie aus: Mit 26 Jahren dirigierte er fest am Münchener Gärtnerplatz-Theater und leitet nebenbei (und bis heute) ein deutsch-polnisch-tschechisches Jugendorchester. In Düsseldorf tritt Altstaedt im September einen Kapellmeister-Posten an.

In der Landeshauptstadt betritt er vertrautes Terrain: Zweimal dirigierte er die Symphoniker bei Konzerten am Flughafen, und auch beim ersten Premierenabend von Martin Schläpfers "b.01" stand Altstaedt als Gastdirigent am Pult. Über das Orchester sagt er, es sei "impulsiv" und besitze einen vergleichsweise dunklen Streicherklang. Auch komme ihm die "ausgeprägt deutsche Spielkultur" entgegen. "Ich mag es, wenn das Orchester nach dem Schlag einsetzt, und nicht, wie die Amerikaner, direkt auf dem Schlag", sagt er.

Aufgewachsen in Gütersloh als Sohn eines musikbegeisterten Ärzte-Ehepaars, lernt Christoph Altstaedt Klavier, sein Bruder Nicolas spielt Cello. Während Nicolas schon sehr bald Jungstudent wird, ändert Christoph Altstaedt die Richtung. An die Stelle des einzelnenen Instruments tritt etwas ganz grundsätzlich Musikalisches: das Dirigieren. Mit 17 Jahren wird auch Christoph Altstaedt Jungstudent. "Bei meinem Professor Joachim Harder habe ich alles gelernt, was ich über das Dirigieren weiß."

Durch gezielte Förderprogramme wie dem des Deutschen Musikrats kommt er mit Orchestern, Dirigenten und Intendanten in Kontakt, sagt Altstaedt. Dank dieses Netzwerks wird er eingeladen, Konzerte für Kinder oder spezielle Events zu dirigieren - zum Beispiel die Symphoniker in der Reihe "Düsys on Tour". Er dirigiere heute nahezu alles von Mozart bis zur Moderne.

Zu jung ist er jedoch noch für musikalische Spezialitäten. Bei Barock-Opern fehlten ihm die spezifischen Kenntnisse vom Umgang mit dem alten Stil. Und auch die großen spätromantischen Opern und Musikdramen von Wagner und Strauss mit ihren komplexen Partituren und erheblichen Koordinationsanforderungen traue er sich noch nicht zu. "Das ist Chefsache", also Repertoire für Generalmusikdirektor Axel Kober. Und doch brenne er darauf, eine solche Herausforderung bald anzunehmen.

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