Musik-Legenden OMD: „Düsseldorf ist sicher unser musikalisches Zuhause“

Düsseldorf · Interview OMD hält sich seit vier Jahrzehnten im Musikgeschäft und kommt am 5. Dezember nach Düsseldorf.

 Ihr 40. Bandjubiläum feiern OMD-Gründer Andy McCluskey (r.) und Paul Humphreys mit ihren Fans am 5. Dezember auch in Düsseldorf.

Ihr 40. Bandjubiläum feiern OMD-Gründer Andy McCluskey (r.) und Paul Humphreys mit ihren Fans am 5. Dezember auch in Düsseldorf.

Foto: Alex Lake/ALEX LAKE

Mit Hits wie „Maid of Orleans”. „Tesla Girls”, „Locomotion” oder „Talking loud and clear” halten sich Orchestral Manoeuvres in the Dark (OMD) bereits vier Jahrzehnte im Musikgeschäft. Am 5. Dezember macht die Band auf ihrer Jubiläumstour Station in Düsseldorf, im Gepäck das neue Album „Souvenir“ und Erinnerungen an eine besondere Nacht im legendären Kraftwerk-Studio, wie Gründungsmitglied Andy McCluskey im nachstehenden Interview verrät.

40 Jahre OMD. Gratulation!

Andy McCluskey: Es ist verrückt. Wir sind immer noch da.

Hättet Ihr das gedacht, als es mit OMD losging?

McCluskey: Nein. Als wir im Teenageralter anfingen, hatten wir unmoderne lange Haare, traten in einem Punk Club in Liverpool auf der falschen Seite des Flusses auf. Zu einer Zeit, in der alle coolen Jungs Gitarre spielten, waren wir die Nerds an den Keyboards. Wir standen da oben auf der Bühne, es war Oktober 1978 und ganz ehrlich, uns ging mächtig die Düse, denn wir spielten Songs, die selbst unsere besten Freunde hassten. Das ist auch der Grund, warum wir ein Duo mit einem Kassettenrecorder waren, weil niemand mit uns spielen wollte.

Habt Ihr das Punk-Publikum vorher abgefüllt oder bestochen?

McCluskey: (Lacht) Wir haben bei Eric’s Club einfach dreist an die Tür geklopft. Denn die hatten dort für lokale Bands jeden Dienstagabend die Bühne reserviert. Um ehrlich zu sein, wir haben nicht damit gerechnet, dass sie uns erlauben würden dort zu spielen. Als dann aber wider Erwarten das ‚Yes‘ kam, war damit die Frage verbunden, wie heißt denn eure Band? Wir sahen uns an. Shit, wir haben überhaupt keinen Namen (lacht). Jetzt musste es schnell gehen und irgendwie kam dabei Orchestral Manoeuvres in the Dark (OMD) heraus.

Warum denn so ein komplizierter Name?

McCluskey: Zum einen, weil wir ohnehin nicht davon ausgingen, dass wir mehr als einen Auftritt bekommen würden und zum anderen, weil wir uns auf jeden Fall von den Punkbands, die dort üblicherweise auftraten, abheben wollten.

Mit Eurer Jubiläums-Tour macht Ihr im Dezember auch Station in Düsseldorf, Homebase von Kraftwerk, die Euch sehr beeinflusst haben.

McCluskey: Wenn wir über Musik sprechen, dann ist Düsseldorf sicher unser musikalisches Zuhause. Wir machen untereinander immer den Witz, wir kommen zwar aus Liverpool, aber unsere wahren Helden kommen aus Düsseldorf.
Viele sehen eine Verbindung zwischen uns und Kraftwerk. Die Band war auf jeden Fall sehr wichtig für uns. Aber da gibt es etwas, das dabei immer vergessen wird, dass es noch weitere Influencer aus Düsseldorf gab, die uns inspiriert haben. La Düsseldorf, Neu! und Michael Rother zum Beispiel. Wenn Du dir die Platten von OMD anhörst, dann haben wir natürlich die Maschinerie, wie sie auch Kraftwerk hatte. Beispielsweise diese Wiederholungen von Minimo-Rhythmen. Aber wir hatten auch Energie, Menschlichkeit und Emotionen. So wie man sie von Neu! kennt oder die wunderbare Melancholie von Michael Rothers Gitarrenklängen. Tatsächlich oder sagen wir besser zufällig, liegt der Sound von OMD irgendwo zwischen Kraftwerk und Neu!. Für meinen Geschmack wird Neu! nicht oft genug genannt, wenn es um Elektromusik geht.

Das klingt so, als würdet ihr nicht nur musikalisch, sondern auch als Fans auf den Spuren dieser Elektro-Pioniere wandeln.

McCluskey: Absolut. Vor vier Jahren bin ich zur ersten Electric City Conference, die von Rudi Esch organisiert wurde, gefahren. Vor allem, weil ich endlich einmal Michael Rother live sehen konnte. Bis dahin kannte ich nur seine Aufnahmen. Das hat mich schon mal komplett umgehauen. Wir sind vorher zusammen essen gewesen und ich hatte ihn gefragt, kannst Du „Karussell“ für mich spielen? Er antwortete höflich, entschuldige – aber das Stück spielen wir nicht mehr.Als er dann zur Hälfte mit seinem Live-Set durch war, spielte er es dann doch. Wenn Du mich gesehen hättest, ich bin auf und ab gesprungen, wie ein kleines Kind. Ich packte Martin, einen Musikerkumpel, der neben mir stand, am Arm und schrie ihm ins Ohr: Das ist mein Song. (lacht). Ich war wieder der 16-jährige Teenie-Fan.  Nach dem Konzert, es muss so um Mitternacht gewesen sein, nahm mich Rudi zur Seite und fragte: Willst Du mit auf Magic Mystery Tour? Ich muss wohl ziemlich auf dem Schlauch gestanden haben, also fragte ich, wovon er da spricht und er verschwörerisch: Ich habe die Schlüssel zu KlingKlang, das legendäre Kraftwerk-Studio. Ich darauf: No Way. So habe ich also das Haus Gottes betreten. Es war lange nach Mitternacht und als ich da so reinging (…), - ich meine, niemandem war es erlaubt KlingKlang zu besuchen, wenn Kraftwerk dort arbeiteten. Es ist tatsächlich nichts weiter als ein kleiner, ziemlich langweiliger Raum. Aber es ist auch der Raum, wo all die Magie entstand. Wenn Du es niemandem weitererzählst, ich habe geweint und die Wand geküsst.

OMD am 5. Dezember, 20 Uhr, mit „40 Years – Greatest Hits“ in der Mitsubishi-Electric-Halle.

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