Konzert Nostalgisch – wie ein alternder Straßenmusiker

Düsseldorf · Der italienische Cantautore Angelo Branduardi besuchte erneut die Tonhalle.

Angelo Branduardi trat mit seiner Band in der Tonhalle auf.

Angelo Branduardi trat mit seiner Band in der Tonhalle auf.

Foto: Adolfo Ranise

Es gibt wohl kaum etwas Rührenderes. Wie ein Straßenmusiker steht er da, hält seine Geige, spielt mit rustikaler Fahrigkeit. Singt mit von vielen Lenzen geprägter Stimme, sanft, vielleicht auch etwas brüchig. Der Prototyp eines italienischen Cantautore – ins Deutsche übersetzbar als Liedermacher – Angelo Branduardi versprüht vom ersten Moment an eine von Melancholie durchzogene nostalgische Aura. Durchdringt den 1950 bei Mailand geborenen Musiker auch stets eine positiv aufgeladene Wärme. Eine mit gewisser Spiritualität gefärbte Lebensenergie, die aber von einer labil anmutenden Hülle umgeben scheint.

Seine Lieder, hat er im Laufe seines musikalischen Lebens auch immer wieder neue Wege beschritten, wirken rein, bisweilen fast etwas naiv oder kindlich, indes im besten Sinne. Kein Wunder, dass er Franz von Assisis „Sonnengesang“ vertont hat. Er zelebrierte schon immer mystische Texte mit minnesängerischer Attitüde vorgetragen. Zumeist mit lieblichen Melodien versehen und umrahmt von einer reduzierten Begleitung. Diese hat sich allerdings mehr und mehr auch ins „digitale“ transformiert. Branduardis Band, besteht aus Bass, Gitarre, Schlagzeug und eben einem mit allen Raffinessen versehenen Keyboarder. Pfeifen, Streicher und synthetischer Klangnebel kommen aus dieser Ecke. Auch unterstützt man somit Branduardis doch etwas unsicher gewordenes Geigenspiel.

Ja, fast wie ein Straßenmusiker, der sich in die Tonhalle verirrt hat, zeitigt sich Branduardis Auftritt in Düsseldorf. Dafür tat er viel. Allein sein Äußeres, die ergraute lockige Mähne, die über schwarzer Kleidung getragene etwas abgenutzt wirkende Frackjacke, verleihen ihm eine zerbrechlich wirkende Patina. Diese Patina allerdings durchzieht die gesamte Person. Nur selten entsprießt seinen Gesten und Bewegungen eine sich sonnig herausschälende innere Kraft, die förmlich aus seinem Innersten hervorzudrängen scheint. Doch im nächsten Moment scheint er nahezu erstarrt. Etwas statisch, als wäre er bei seinen Bewegungen besonders vorsichtig. Wirkliche zündende Dialoge mit seinen Mitmusikern finden sich nicht oder eher kaum. Ohnehin wirken die professionell spielenden Begleiter oft etwas zurückgenommen, als sie Branduardi bloß nicht die Show stehlen wollen oder als drückten sie ihm die Daumen, dass die Show auch problemlos weiter läuft.

Aber bei alledem ist dieser Mann eine Legende, seine Hits wie „Alla fiera dell‘est“ sorgen bei dem Publikum nach wie vor für Jubel. Und seine Geschichten, ja die Geschichten sind immer noch voller Magie.

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