Norbert Tadeusz: Ein Ästhet im piekfeinen Anzug

Norbert Tadeusz, Professor für Monumentalmalerei, starb mit 71 Jahren in seinem Atelier an der Himmelgeister Straße.

Düsseldorf. Norbert Tadeusz galt in der „Persilstadt“, wie er seine Wahlheimat Düsseldorf nannte, als Ausnahmeerscheinung. Seit Mitte der 60er Jahre setzte er gegen die damals allgegenwärtige Tendenz zur Abstraktion seine figurative Kunst. Seine sinnlich und formal glanzvollen Werke machten Furore. Er nahm an der Biennale in Venedig teil, wurde Malereiprofessor an der Kunstakademie und erhielt einen Museumspavillon auf der Insel Hombroich. Noch kurz vor seinem Tod stellte der schwer krebskranke Künstler im Mai in der Galerie Gmyrek aus, die ihn zeit seines Lebens vertrat. Am 22. Juli wird er auf dem Nordfriedhof zur letzten Ruhe gebettet.

Als er 1966 eine für heutige Begriffe harmlose Aktdarstellung am Schlossturm ausstellte, war dies so ungewohnt, dass die Polizei kam und die Ausstellung wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses schloss. Der Meisterschüler von Joseph Beuys wurde mit nackten Frauen, toten Pferden und Panoramabildern der Kohlköpfe von Kappes Hamm zum gefeierten Monumentalmaler Deutschlands.

Er gab sich spontan, aber der Schein trog. „Ich mache nichts aus dem Bauch“, pflegte er zu sagen. Er belegte dies mit den vielen Schritten bis zum endgültigen Werk: Er müsse ein Motiv drei bis vier Jahre sehen, dann zeichnen, fotografieren und ablegen. Er brauche weitere anderthalb Jahre, bis er zum Pinsel greife. Er machte Fotos und Zeichnungen, dann legte er los, mit kalten und warmen, strahlenden und dunklen Tönen. Er steuerte mit einem Blaurot gegen die grüne Pracht. Er ging 20 bis 30 Mal über die verschiedensten Stellen der Leinwand, ließ sie antrocknen und pinselte sofort in die halb feuchte Masse hinein.

Tadeusz hatte zunächst eine Lehre als Schaufensterdekorateur gemacht, die Werkkunstschule in seiner Heimatstadt Dortmund besucht und mit Günter Uecker in Düsseldorf Karnevalswagen gebaut. 1968 jobbte er im Szenelokal Creamcheese und arbeitete als Kellner, während sein Freund Blinky Palermo an der Spültheke stand.

Er gab sich gern als Ästhet, trug einen piekfeinen Anzug, legte den Boden mit Filz aus und besaß an der Himmelgeister Straße das sauberste Atelier der Stadt. Dort entstanden auch 2010 jene Porträts als Hommage an Fujiwara Takanobu, die bis Ende Juli bei seinem Freund Wolfgang Gmyrek zu bewundern sind.

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