Noel Gallagher in Düsseldorf: Musikalisch toll, aber ohne Leidenschaft
Der Ex-Oasis Musiker spielte mit neuer Band in der Halle an der Siegburger Straße.
Düsseldorf. Dieses Mal dauert es eine gute halbe Stunde, bis das Thema erstmals auf den Tisch kommt und Noel Gallagher allen Hoffnungen eine Abfuhr erteilt. Wo sein Bruder Liam denn sei, fragt ihn ein Fan. „Er ist wahrscheinlich zu Hause und schaut sich selber im Spiegel an“, ätzt er. Den unausgesprochenen Zusatz „Dieser arrogante Bastard!“ kann sich jeder denken. Dann steigt Noel Gallagher ein in „Fade away“, einen alten Oasis-Song, in dem es um unerfüllte Träume geht.
Einer davon ist wohl der, dass sich die Band, die den Rock’n’Roll nach Kurt Cobains Selbstmord eine Dekade lang prägte, wieder zusammentut. Ein echtes Problem ist das. Denn am Oasis-Faktor krankt das Konzert des ehemaligen Oasis-Songwriters fast 100 Minuten lang: Die mitreißenden Momente vor 5000 Zuschauern in der Halle an der Siegburger Straße sind jene, in denen Noel Gallagher und seine neue Band, die High Flying Birds, die Songs der alten Band auskramen.
„Champagne Supernova“ etwa. Oder das grandiose „Don’t look back in anger“. Bei ihnen liegen sich die Leute in den Armen. Bei ihnen spritzen Bierfontänen. Bei ihnen grölen die Typen im Union-Jack-Jackett und mit Mod-Haarschnitt auf dem Kopf den Refrain. Die Songs dagegen, die der Engländer nach dem Bruderzwist-Ende von Oasis aufgenommen hat, zünden nur bedingt. Zwar sind auch sie überdurchschnittlich gut. Aber: Dieser Stoff ist eben nicht besser als der weniger gute Oasis-Stoff. Und spätestens live zerplatzt die Illusion, es wäre alles noch so großartig wie früher: Noel Gallaghers Rock’n’Roll hat zwar noch den Roll. Aber der Rock kommt zu kurz.