New Fall Festival: Pop-Musik auf hohem Niveau

Dass Pop nur leichte Unterhaltung sei, kann Hamed Shahi nicht mehr hören und hält mit Konzerten dagegen.

Düsseldorf. Auf seine Gänsehaut konnte sich Hamed Shahi noch immer verlassen. Als er im vergangenen Jahr den melancholisch-wolkigen Folk und die klugen Texte der Band Ewert and the Two Dragons hörte, überkam sie ihn auch wieder. Also engagierte er die estnische Band für sein New Fall Festival 2012 und ist nun sicher, wieder einmal genau die Sorte Musik gefunden zu haben, die keiner, nicht einmal er, der als Musikagent sein Geld verdient, nur von Berufs wegen hört. Dieser Sound hat mit Leidenschaft zu tun, meint Shahi.

Anders liegt die Sache im Fall von Gentleman. Der Reggae-Musiker diente im vergangenen Jahr als Zugpferd für die Erstauflage des Musikfestivals. Seine Musik ist mehr ’was fürs Büro, hat Shahi für sich entschieden.

4500 Besucher kamen zur Premiere des New Fall Festivals, das neben Gentleman auch Jens Lekmann und Nouvelle Vague zu bieten hatte und dessen Besonderheit ist, dass die Bands und Singersongwriter in klassischen Konzertsälen, nämlich Tonhalle und Robert-Schumann-Saal auftreten.

Ebendort findet vom 3. bis zum 7. Oktober auch das diesjährige Festival statt. Mit Musik, die, wie Shahi sagt, „vielleicht nicht ganz so mainstreamig und etwas indie-lastiger ist“ als 2011. Die deutsche Independent-Band „The Notwist“ etwa ist dabei, deren Pop-Kompositionen mal dichter und mal lockerer, mal mit und mal ohne akustische Gitarre oder Elektro-Elementen arrangiert sind.

Fest gebucht ist auch der gemeinsame Auftritt von Alva Noto und Ryuichi Sakamoto. Letzterer wurde vor allem durch seine Oscar-prämierte Musik zum Kinoerfolg „Der letzte Kaiser“ berühmt. Jedoch bestellen beide Künstler mit Vorliebe das Feld der elektronischen Musik und wollen in der Tonhalle demonstrieren, wie mit Musik Licht gemacht werden kann.

Obwohl das New Fall Festival erst einmal stattgefunden hat, war es bereits zwei Mal für Preise nominiert: als bestes europäisches Indoor-Festival und als bestes neues Festival. Eine Auszeichnung gab es am Ende zwar nicht, aber Shahi genügt fürs Erste ein „So-gut-wie-Gewinn“.

Auch ein solches Ergebnis belehre die Kritiker eines Besseren. „Pop hat eine schlechte Lobby bei den Kulturschaffenden. Es heißt immer, Pop sei Unterhaltungsmusik, das ist nicht zeitgemäß. Man muss sich nur mal die Texte ernsthafter Pop-Künstler anhören“, sagt er.

Im vergangenen Jahr hatte Shahi angekündigt, das Festival eventuell auf andere Städte auszuweiten. Es gab bereits Gespräche mit Paris, Kopenhagen und Hamburg, mit Wien wird noch verhandelt. Aber Shahi muss nun doch etwas zurückrudern, denn alleine kann er eine solche Ausweitung finanziell nicht stemmen.

In Düsseldorf will er erst einmal bleiben, hat sein Büro in Flingern an der Birkenstraße. Auch am Konzept, anspruchsvolle Popmusik in anspruchsvoller Umgebung zu präsentieren, hält er fest. Bei den Veranstaltungsorten jedoch ist er flexibel und hat auch eine Wunschbühne: „Gerne würde ich zusätzlich Schauspielhaus oder Oper bespielen. Das stelle ich mir reizvoll vor.“

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