Freunde der Kunstsammlung Freunde der Kunstsammlung feiern Jubiläum mit einer Schau im K 20

Robert Rademacher erzählt, wie die Freunde Johannes Rau einmal eine Million Mark für einen Modigliani abgeluchst haben.

 Die Freunde kauften eine Arbeit von Isa Genzken (links). Im Hintergrund das Schmela-Porträt von Richter.  Foto: Kukulies

Die Freunde kauften eine Arbeit von Isa Genzken (links). Im Hintergrund das Schmela-Porträt von Richter. Foto: Kukulies

Foto: Achim Kukulies

Die Freunde der Kunstsammlung sind keine Erfüllungsgehilfen der Museumschefs, sondern Kunstbesessene, die zum Wohle der Allgemeinheit Ankäufe für das Haus aus ihrer eigenen Tasche zahlen. Dank ihrer Reisen und Feste sind sie eine eingeschworene Gruppe, die alle Hebel in Bewegung setzen, wenn ein Wunsch aus der Chefetage an sie herangetragen wird. Aus einem Zirkel von 50 Bossen mit einem Minimalbetrag von 50 Mark anno 1969 ist eine schlagkräftige Gesellschaft geworden. Sie zählt heute 1000 Mitglieder, die jeweils 650 Euro zahlen und bei größeren Ausgaben auch tiefer in die Tasche greifen. Jetzt feiern sie ihr 50-jähriges Bestehen mit einer fulminanten Jubiläumsschau.

Die Ausstellung in drei Sälen im Obergeschoss von K20 ist ein Who is who der modernen Kunst, von Konrad Klapheck bis Isa Genzken, deren Spiegelfolie auf Stahlplatten im Eingang so einladend hängt, als fordere sie zum Selfie auf. 41 von 50 Werken sind zu sehen, darunter zarte Objekte wie die zersägten Geigen aus der Assemblage von Arman, die man beinahe klingen hört. Man schmunzelt über die kecken Augenbrauen des Schmela-Porträts von Gerhard Richter. Francis Bacons „Mann in Blau V“ lauert wie einsam und verlassen in seinem dunklen Milieu. Das wichtigste Bild aber ist das Porträt des Diego Rivera von Amedeo Modigliani, für das sich Robert Rademacher als Vorsitzender der Freunde monatelang ins Zeug legte.

30 Klinken wurden geputzt, um den Modigliani zu finanzieren

Bei der Preview erzählte er, der seit 36 Jahren Sprecher des Vereins ist, wie er für den Verbleib des souveränen Farbbildes noch vor der Eröffnung von K 20 gekämpft habe. Das Porträt von 1914 stand auf der Staffelei im Büro des Gründungsdirektors Werner Schmalenbach im Schloss Jägerhof und entzückte die Freunde. Aber der Kunsthändler Ernst Beyeler, dem die Landesgalerie unzählige Meisterwerke verdankt, setzte den Düsseldorfern die Pistole auf die Brust. Er wollte 2,7 Millionen DM haben, viel zu viel selbst für Freunde. Außerdem erklärte er, er wolle das Bild lieber für seine eigene Sammlung behalten.

Rademacher putzte 30 Klinken in der rheinischen Wirtschaft, aber geriet bei Spenden in Höhe von 1,7 Millionen Mark ins Stocken. Die letzte Rettung war Ministerpräsident Johannes Rau. Der hatte als Kulturbeauftragter der SPD seinerzeit gemault, weil sein Vorgänger Franz Meyers im Handstreich die Sammlung gegründet und 88 Bilder von Paul Klee angekauft hatte. Rademacher sagt heute: „Johannes Rau hat seine Kritik später bereut. Ein Knopfdruck, und wir hatten die fehlende Million Mark. Rau hat in einem Maße die Kunstsammlung unterstützt wie kein anderer Ministerpräsident nach ihm. Erst mit Ministerpräsident Armin Laschet und mit Isabel Pfeiffer-Poensgen werden wir wieder gut bedient.“ 1986 war Modigliani der Mittelpunkt im neu eröffneten K20 am Grabbeplatz.

Im Dauereinsatz waren die Freunde, als das Land den Erweiterungsbau hinter dem Grabbeplatz zwar von Jahr zu Jahr versprach, aber damit nicht zu Potte kam. Rademacher & Co finanzierten die Pläne für die Erweiterung. Und der oberste Freund brachte sogar das Kunststück fertig, dem Besitzer eines alten Hauses an der Ratinger Mauer seine Immobilie abzukaufen und die Rechnung stattlich zu begleichen. Nur der Zugang zur unterirdischen Diskothek blieb dem Grundstückseigentümer erhalten.

Als die Goldene Zeit der Kunstkäufe vorüber war und die Preise kräftig anstiegen, schenkte der Verein die Bilder von Klapheck oder Fontana, von Baselitz und Rauschenberg nicht mehr, sondern reicht sie seit 1993 als Dauerleihgaben ans Haus. Rademacher erklärt den Grund: „Nach jedem Geschenk war der Verein arm wie eine Kirchenmaus. Jetzt verfügen wir über ein Vermögen von vier Millionen Euro. Wir können zu jedem Bankier gehen, er wird uns Geld leihen.“ Dass diese Transaktion bitter nötig war, zeigte der Ankauf des Dix-Bildes der Johanna Ey. Es wurde über Jahre hinweg abgestottert, befand sich aber schon im Besitz des Museums. Heute hat es einen Ehrenplatz in der Sammlung, wenn es nicht gerade verliehen ist.

Info: K20, Grabbeplatz, Eröffnung am 5. Juni, bis 7. Juli. Gezeigt werden u.a. Max Ernst, Ad Reinhard, Robert Rauschenberg, Ellsworth Kelly und Agnes Martin, Günther Uecker, Bernd und Hilla Becher.

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