Düsseldorf Eine mystische Reise ins Gewächshaus

Düsseldorf. · Kunst in der Natur: Das Künstlerkollektiv Tatraum lud zu einer eigenwilligen Performance in ein Gartencenter nach Wittlaer.

 Das Kollektiv Tatraum wählte für das Bühnenbild ein fast leeres Gewächshaus.

Das Kollektiv Tatraum wählte für das Bühnenbild ein fast leeres Gewächshaus.

Foto: Alexandra Schmidt

Eine frische Brise weht übers Feld. In der Ferne zieht ein Traktor seine staubigen Bahnen. Schauplatz der Performance „Zweitens.wirtschaftend ./. zwischen Utopien und Dytopien“ des Künstlerkollektivs Tatraum ist das Gartencenter Hilger in Wittlaer. Locker verteilen sich Stühle neben einem fast leeren Gewächshaus. Aus ihm schreitet nun ein Mann, der raschelnd eine Folie hinter sich herzieht, gefolgt von einer Frau mit bauschender weißer Hülle. Etwa 40 Zuschauer bringen sich in Position. Doch vor der Performance über Kulturwandel und Klimawandel steht ein Gespräch. Zwei Gäste sind geladen: Thomas Eberhart-Köster, Politikwissenschaftler und Attac-Aktivist, und Markus Wissen, Professor für Gesellschaftswissenschaften in Berlin.

Experten sprechen über die radikalen Veränderungen

Leider kann man nur den Thesen eines der Experten lauschen, sie sitzen in verschiedenen Runden. Markus Wissen wähnt sich in einer Zeit der radikalen Veränderungen: „Es ist viel in Bewegung.“ Anders als bei der Wirtschaftkrise vor zehn Jahren, nach der man sich mehr Impulse für eine grüne Ökonomie erhoffte, könnte sich jetzt etwas zum Guten wenden: „Der European Green Deal reicht in keiner Weise aus. Wir müssen den Druck verstärken und mehr über die Klimakatastrophe reden. Und über ­Kapitalismus.“

Dann zieht unser Grüppchen um ins dämmrige Gewächshaus. Die Performance kündigt „eine Beziehung zwischen dem Faktisch-Informativen und Sinnlich-Ästhetischen“ an.

Zunächst bewegen sich die Künstler außerhalb des Gewächshauses. Sie wippen, hüpfen, zucken, stülpen sich neongrüne Perücken über. Beim Zurückkommen hört man Wortfetzen, dauern ruft jemand „Stop“. Der Sinn geht in einer Art Sprechdurchfall verloren. Auszumachen sind drei Sätze: „Was brauchen wir wirklich?“, „Das Wachstum hat seine Grenzen erreicht“, „Ich will auch ein Stück vom Kuchen.“ Ein Mann schichtet Zweige auf und wettert gegen Unternehmensberater: „Ein sinnloser Beruf, warum lassen wir das zu?“ Dankbar ist man für Momente der Stille und für den verhaltenen Chor. Dann entfaltet sich im Gewächshaus mit Spielen von Licht und Schatten eine mystische Wirkung. Weitere Termine mit anderen Experten sind Freitag, Samstag und Sonntag um 20 Uhr geplant.

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