Creative Habitat „Flora & Fauna“ Neue Kreativ-Oase im Hinterhof

Düsseldorf · Im Creative Habitat „Flora & Fauna“ erproben mehrere Firmen eine Symbiose von Arbeit und Leben.

 Die Gründer des kreativen Habitats „Flora & Fauna“ in einer Wand-Box: Rainer und Lisa Maria Kunst.

Die Gründer des kreativen Habitats „Flora & Fauna“ in einer Wand-Box: Rainer und Lisa Maria Kunst.

Foto: Thomas Frank

Florastraße in Unterbilk: Stuckreiche Altbauten reihen sich dicht aneinander, gesäumt von kleinen Vorgärten, Bäumen, Sträuchern und Parkplätzen. Es herrscht angenehme grüne Atmosphäre, doch es ist eng auf den Bürgersteigen. Bis zum Haus Nr. 75, da wird es luftiger: Ein Gang führt in einen Hinterhof. Zwischen Efeu und Bambuskübeln ragt ein graues Gebäude in die Höhe. Mit großen Sprossenfenstern. Hier hat das Unternehmerpaar Lisa Maria und Rainer Kunst ein „Creative Habitat“ namens „Flora & Fauna“ errichtet. Ein Arbeits- und Lebensraum für Kreative. Eingezogen sind die Galerie „Kunst & Denker Contemporary“, der Verlag „Coco & Bill Publishing House“, die Vermarktungsagentur „Kö Media“, die Design-Agentur „Pinehouse“, das Architekturbüro „Kunst und Konstruktion“, die Digitalagentur „WWSC“, der Strategieberater „Dorothy“, der Veranstalter von Frühstücksvorträgen zu Kultur- und Kreativwirtschaft „CreativeMornings Düsseldorf“ sowie die Service-Gesellschaft „Flora & Fauna“. Bis auf WWSC gehören sie alle zur Haupt-Agentur „Kunst und Kollegen“, geführt von Rainer Kunst. In dem Kreativ-Labor wollen die Firmen eine Symbiose von Leben und Arbeit erproben. Dazu haben sie mit „citizenoffice“ kooperiert, einem Düsseldorf Unternehmen, das innovative Arbeitswelten gestaltet. Einst druckte hier die Billetfabrik Granderath Fahrkarten für Trams und Bahnen. Nun arbeitet die „kreative Community“ in einem „Workspace“, der von der Biophilie inspiriert ist, also der Liebe zum Lebendigen. Meint die Liebe zum Menschen, zum Tier oder zur Pflanze. Anregen ließ sich Ehepaar Kunst durch die direkte Umgebung: die Florastraße und den Florapark, der nur ein paar hundert Schritte entfernt liegt. Eine Bürgerinitiative hatte Ende des 19. Jahrhunderts die Grünanlage gegründet. Mit Palmenhaus, Pfauen, Vogelvolieren – ein Ort der Exotik. Den Gedanken des gemeinschaftlichen Engagements aus der Liebe zur Natur heraus wollten Lisa Maria und Rainer Kunst für ihre Kreativ-Oase fruchtbar machen. Innenarchitektin Karo Dyla hat das Interieur nach den sieben Vegetationszonen der Erde gestaltet. Tundra, Laub- und Mischwald, Steppe, Hartlaubgehölze, Wüste, Savanne und tropischer Regenwald spiegeln sich in Wänden, Böden, Möbeln und Accessoires wider. Im Foyer eine türkis geflieste Empfangstheke, gleich dahinter grauer Teppichboden, weiße Schreibtischreihen mit blauen Trennwänden, blauschwarze Decken, bodentiefe Fenster und in die Wände eingelassene Boxen aus Holz mit Glastüren – sie dienen zum Telefonieren. Manche Boxen sind offen, ausgestattet mit safrangelben Sitzbänken und einem Tischchen – hier können sich die Mitarbeiter untereinander austauschen. Im Auditorium können 40 Menschen neben Mooswand und unter Sternenhimmel Vorträgen lauschen. An den Decken baumeln spacige Kugellampen aus Silber und Glas oder weiße Papageien-Lampen. Und immer finden sich Sitzbänke, von denen man entspannt auf Kunstwerke schauen kann, etwa auf die experimentellen Landschaftsfotografien von Ralf Brueck, die aus der Galerie „Kunst & Denker Contemporary“ stammen. Die Kantine mit Blick auf den Innenhof bietet den Mitarbeitern regionale und saisonale Kreationen – kostenlos. Offene Büroräume, spielerisches Design, keine Statussymbole wie Vorzimmer - für 2,5 Millionen hat Rainer Kunst ein Labor nach der Philosophie des „New Work“ geschaffen: flache Hierarchien, die kreativen Potenziale des Einzelnen fördern. Dieses Arbeitsmodell ist voll im Trend. Für viele deutsche Unternehmen bleibt es noch eine Illusion, unter dem Dach von „Flora & Fauna“ ist es real.

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