Düsseldorf Neue Gedenkstätte öffnet am Samstag

„Düsseldorfer Kinder und Jugendliche im Nationalsozialismus“ — ist der Titel einer neuen Schau.

Düsseldorf: Neue Gedenkstätte öffnet am Samstag
Foto: Sergej Lepke

Düsseldorf. Auf eine Sache ist Bastian Fleermann besonders stolz: „Alle Fotos und Exponate der Ausstellung stammen aus Düsseldorf. Sie entstanden in unserer Stadt“, betont der Leiter der Mahn- und Gedenkstätte. „Was in meinem Stadtteil, auf meiner Straße oder vielleicht sogar in meinem Haus passiert ist, das kann man sich nicht mal eben aus dem Netz ziehen. Das berichten wir.“ Die Mahn- und Gedenkstätte für die Opfer des Nationalsozialismus wird am Samstag nach mehrjähriger Bauzeit wieder der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Jetzt gab es an der Mühlenstraße 29 eine erste Vorbesichtigung für Journalisten.

„Düsseldorfer Kinder und Jugendliche im Nationalsozialismus“ ist der Titel der neuen Dauerausstellung. Ein Schwerpunktthema, das in der hier dargebotenen Differenziertheit deutschlandweit erstmalig präsentiert wird. Alles Material stammt aus dem Archiv der Düsseldorfer Erinnerungsstätte. Allein hunderte Interviews mit Überlebenden des Nazi-Terrors oder deren Angehörigen hat Fleermanns Vorgängerin Angela Genger geführt. Die wertvollen Aufnahmen machen historische Daten konkret, weil sie das Schicksal des einzelnen Menschen herausgreifen. Er ist hier zu hören und zu sehen.

Mahn- und Gedenkstätte: So sieht das Museum nach der Sanierung aus
22 Bilder

Mahn- und Gedenkstätte: So sieht das Museum nach der Sanierung aus

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Etwa der jüdische Junge Tom Katz, der im Zooviertel aufwuchs und dort seine erste große Liebe Ruth Heymann traf. 1937 feierte er mit Freunden in der Grunerstraße Karneval, verkleidet als Feuerwehrmann. Wenige Monate später flüchtete die Familie in die Niederlande und harrte in 18 unterschiedlichen Verstecken aus. Tom Katz hat überlebt. Heute wohnt er in der Nähe von Scheveningen. Zum Festakt am Donnerstag und zur Eröffnung am Samstag kommt er nach Düsseldorf. Um 15.30 Uhr spricht er mit Hildegard Jakobs, stellvertretende Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte, im Julo-Levin-Raum an der Mühlenstraße 29 über sein Leben.

Die neue Dauerausstellung widmet sich jedoch nicht nur den Biografien der Opfer, sondern porträtiert auch Jugendliche, die etwa der Hitlerjugend angehörten. Eine Gegenwart, unterschiedliche Blickwinkel — Kindheit und Schulzeit, Courage und Angst bedeuten damals wie heute nicht dasselbe, nur weil man auf einer Straße wohnt oder in dieselbe Klasse geht.

Das erweiterte und sanierte Gebäude der Mahn- und Gedenkstätte befindet sich in dem Komplex des alten Stadthauses, welches neben der Kultureinrichtung ein Luxushotel und ein Feinschmeckerrestaurant beherbergt. Mehr als vier Jahre dauerten die Bauarbeiten, mit deren Ergebnis Fleermann sehr gut leben kann. Großzügig geschnittene Räume, hohe Decken und viel Tageslicht sind ein wichtiger Pluspunkt neben der klug konzipierten Ausstellung. Sie richtet sich insbesondere an Kinder und Jugendliche und ist medial entsprechend aufbereitet.

Hinter jedem Foto verbirgt sich ein Name, hinter jedem Namen eine Biografie, die zu anderen Biografien und neuen Lebensabschnitten führt und manchmal auch das traurige Schicksal einer Düsseldorfer Familie schildert. Zusammen ergeben sie einen komplexen historischen Zusammenhang, zu welchem der Besucher vorstoßen kann, jedoch nicht muss. Die Ausstellungsmacher halten jedenfalls alle Informationen vorrätig, die notwendig sind, um einen wichtigen Teil der Stadtgeschichte zu begreifen.

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