Orwells „1984“ Multitalent Friedel in "1984": Einer, der singen kann und unterhalten will

Multitalent Christian Friedel überzeugt als Schauspieler in Filmen und auf der Bühne. Jetzt brilliert er in Düsseldorf in Orwells „1984“.

 Mit seiner Band Woods of Birnam hat er auch den Soundtrack für „1984“ komponiert:Schauspieler und Musiker Christian Friedel. Foto: Thomas Rabsch

Mit seiner Band Woods of Birnam hat er auch den Soundtrack für „1984“ komponiert:Schauspieler und Musiker Christian Friedel. Foto: Thomas Rabsch

Düsseldorf. Ob als Nathanael in Robert Wilsons „Sandmann“, als singender „Hamlet“ oder, ab 12. Mai, als „Big Brother“ in der Bühnenfassung von George Orwells visionärem Roman „1984“ im Düsseldorfer Schauspielhaus — Christian Friedel ist eine bundesweite Berühmtheiten im Theater, aber auch in der Musik-, Film- und Fernsehwelt. Und ist, wenn er auch in Dresden wohnt, häufig als fester Gast im Düsseldorfer Schauspielhaus zu sehen.

Ein wahres Multitalent, der seine extrem hohe Sing-Stimme — häufig auch im Schauspiel — in der von ihm 2011 gegründeten Band Woods of Birnam zum Klingen bringt. Mit seinen Musikern hat er für „1984“ zwölf Songs komponiert (Text von Regisseur Armin Petras), von denen Friedel selbst auch einige singen wird.

Auf den ersten Blick ist Christian Friedel unauffällig, beinah unscheinbar, kann ganz schön bieder ausschauen und wirkt sehr jung. Ein Typ, der sich in Sekunden in extrem unterschiedliche Charaktere verwandeln und Zuschauer mit seiner gebündelten Energie in Atem halten kann. Er spielte in Michael Hanekes Film „Das weiße Band“, der 2009 in Cannes die Goldene Palme gewann und für den Oscar nominiert war. Als Hitler-Attentäter Georg Elser in Oliver Hirschbiegels Streifen „Elser — er hätte die Welt verändert“ erhielt Friedel den Metropolis-Preis 2015.

Seine Stimme ist leise, hell und hoch. Mühelos kann er in die Kopfstimme wechseln und wie ein Countertenor klingen — zu erleben im Grusel-Musical „Sandmann“, in dem Friedel — der sonst so natürlich und ungezwungen auf den Brettern oder vor der Kamera spielt — extrem künstlich singen und sprechen, heulen und bibbern kann.

Wie er zum Theater und zum Singen kam? „Ich habe schon immer gerne die Leute unterhalten — ob mit Musik, Puppentheater oder Tanz, das war ganz egal.“ Seine Mutter und seine Grundschullehrerin schickten ihn früh zu einer Laienspielgruppe, „weil ich schon immer gerne im Mittelpunkt stand.“

Als Einspringer in „Der Revisor“ in Düsseldorf aufgefallen

Das Publikum in Düsseldorf wurde erstmals 2016 auf den 1979 in Magdeburg geborenen Künstler aufmerksam — als Einspringer in Gogols Komödie „Der Revisor“. Die Rolle lernte er in nur drei Tagen, überraschte und begeisterte Publikum und Kritik. Der Hilfe-Anruf des langjährig vertrauten Intendanten Wilfried Schulz (Friedel gehörte schon in Hannover und Dresden zu dessen Ensemble) erreichte ihn am Film-Set mit Tom Tykwer. Mit ihm drehte er Ende 2016 gerade die 16 Folgen der Serie „Babylon Berlin“ — einem historischen Krimi aus dem sündigen Berlin der späten 1920er Jahre, in dem Friedel als Ermittler Gräf und Assistent des Kommissars fungiert. Stolz ist er darauf, bei dieser ambitionierten Serie — ab Herbst läuft sie in der ARD zur Primetime — mitwirken zu können.

In 1984 spielt er den „Großen Bruder“. Eine Kunstfigur habe Autor und Regisseur Armin Petras daraus gemacht. „Sie verführt die Menschen, sich für das totalitäre System und den Überwachungsstaat zu entscheiden“, erklärt Friedel, der sich als großer Fan von Science-Fiction, Star Trek und Matrix outet.

Er sei zwar in Magdeburg in der DDR geboren, habe aber erst viel später verstanden, was Diktatur bedeute und wie komplex politische Systeme aufgebaut seien. Zwischen den zahlreichen Drehterminen spielt er immer wieder Theater in Düsseldorf, probt oder hat Auftritte mit seiner Band in Dresden. Friedel ist permanent auf Achse.

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