Moritz ist der „Schneider Wibbel“

Moritz Führmann spielt die Hauptrolle in „Schneider Wibbel“. Das Stück hat am 30. Dezember Premiere im Savoy.

Düsseldorf. Moritz Führmann ist unsagbar schnell. Sobald sich irgendwo eine Gelegenheit zum Glücklichwerden bietet, langt er zu. Erst im vergangenen Jahr kam er ans Schauspielhaus und lernte dort sogleich die Frau fürs Leben kennen.

Am 2. Dezember wurde gepoltert, am nächsten Morgen geheiratet, abends stand Führmann wieder in „Münchhausen“ auf der Bühne. Ein Baby ist unterwegs. Viel Zeit zum Luftholen bleibt da nicht. Jedoch gerade genug, um sich auf die erste große Hauptrolle vorzubereiten. Führmann spielt den Anton Wibbel Hans Müller-Schlössers „Schneider Wibbel“. Premiere ist am 30. Dezember im Savoy-Theater.

„Wibbel ist ein Spieler“, sagt Führmann. „Immer leicht überfordert. Er redet zu schnell und selten zu Ende und verrät sich am Ende immer selbst.“ Auf Anhieb habe er den Anton ins Herz geschlossen. „Wenn ich ein Skript lese, weiß ich sehr schnell, ob die Figur lebendig wird oder ob sie Papier bleibt.“ Der Text von Müller-Schlösser sei direkt und enthülle mit viel Sympathie: In Düsseldorf stellt man sich nicht so an.

Das Bühnenstück (siehe Kasten) des Düsseldorfer Autors Müller-Schlösser wurde 1913 erstmals aufgeführt und stand wegen des großen Erfolgs jahrelang auf dem Spielplan. Frank Panhans, der schon mit dem Deutschen Theaterpreis „Der Faust“ für die beste Regie im Kinder- und Jugendtheater ausgezeichnet wurde, hat die Neuauflage inszeniert.

Im Original ist das Stück in Düsseldorfer Platt verfasst, der Autor hatte sich sogar die Mühe gemacht und den Text komplett in Lautschrift übertragen. Auf diese Weise sollte sichergestellt werden, dass zukünftige Generationen die Mundart-Färbungen korrekt aussprechen. Dennoch dürften sich selbst viele Düsseldorfer mit einer Rezitation schwer tun und ein gebürtiger Kasseler mit schwäbischem Einschlag erst recht.

Nachdem die Regieleitung von der Ursprungsidee, das Stück zur Sicherheit doch lieber in Hochdeutsch zu bringen, wieder abgerückt war, vertiefte sich Moritz Führmann in die volkstümliche Redekunst und knüpfte in der Gaststätte Antoniushof am Fürstenplatz in Bilk hilfreiche Kontakte. „Als ich Textproben vortrug, gab es Entrüstungsstürme am Tisch.“

Seither nimmt ihn Willi, der sich bei Verdi um die Senioren kümmert, unter seine Fittiche. Drei Mal pro Woche treffen sich die Beiden zum Unterricht, und Willi, dessen Enkelsohn auch Moritz heißt, sagt: „Ich find’ dat mutig.“

Das findet Moritz Führmann auch und holt sich deswegen zur Courage das Wohlwollen der Fortuna dazu. Einmal pro Woche stattet er seit Probenbeginn der Bronze-Figur des Schneider Wibbel in der Schneider-Wibbel-Gasse einen Besuch ab. Streichelt Nase und Knie und hofft, dass das Glücksversprechen, welches die Gedenktafel prophezeiht, Recht behält: Streichle den Wibbel ein kleines Stück und du wirst sehen, es bringt dir Glück.

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