Musik Soul-Entdeckung bald in Düsseldorf

Düsseldorf · Die Hamburger Sängerin Miu gastiert mit großer Band am Donnerstag im Robert-Schumann-Saal.

Mius Stimme hat Soul und Wärme und kann bei Bedarf auch isn etwas Schmutzigere abdriften.

Mius Stimme hat Soul und Wärme und kann bei Bedarf auch isn etwas Schmutzigere abdriften.

Foto: Elena Zaucke

Die Hamburger Sängerin Miu – bürgerlich Nina Graf – gehört zu den Musikerinnen, die mit einer bestechenden Mühelosigkeit mit intelligenten Texten, von vielen Einflüssen durchdrungenem Sound und einer dennoch absoluten Pop-Tauglichkeit spielen. Ihre wandlungsfähige – und das ist hier mal wirklich zutreffend – Stimme hat Soul, hat Wärme und kann auch bei Bedarf ins etwas Schmutzigere abdriften. Doch immer mit einem charmant eigenwilligen Stilgefühl. Ihre Aussprache in ihren englischen Texten hat zudem einen zum Hinhören verführenden Touch, der nicht alltäglich ist.

Umrahmt werden ihre Songs, die sie selber schreibt, von gut gemischten anspruchsvollen Arrangements, die auch mal das klangliche Experiment suchen. Es fehlt auch nicht an Drama und einem gewissen – vielleicht auch mal ironischem – Spiel mit klanglichem Bombast, der gerne an Glanzzeiten aus der guten alten Platten-Ära erinnert. Da kann sie auch ihre stimmliche Kraft ansprechend zur vollen Entfaltung kommen lassen, beherrscht die junge Sängerin auch leisere Zwischentöne. Oder große Balladen nach herrlich nostalgischer Manier wie in „Perfect Time To Go“. Nicht selten streift sie Grenzen zu einem – nennen wir es – James-Bond-Sound.

Am Donnerstag kommt Miu mit einer großen Bandbesetzung als Gast der Jazz-Reihe in den Robert-Schumann-Saal im Kunstpalast am Ehrenhof. Man darf sich bei ihrem Auftritt auf einen vollen und besonders reizvollen Sound freuen. Mit Arne Vogeler und Magnus Landsberg (Gitarren), dem Bassisten Tim Steiner, dem Schlagzeuger Alexander Klauck und zudem Pirkka Karppinen (Trompete), David Jedeck (Saxophon) und Cameron Buma (Posaune). „Es wird dem, was man auf der Platte hört, schon sehr nahekommen,“ erzählt sie und erklärt: „Ich habe mich bewusst dagegen entschieden, Bläser von Band kommen zu lassen, wenn ich auf der Bühne stehe. Ich wollte keine Musik aus der Dose haben.“

Ihre Songs – wie auf ihrem neuen Album „Leaf“ produziert von Gregor Henning – entstehen auf verschiedenen Wegen. „Es kann sein, dass ich über Monate eine Textzeile oder ein Wort toll finde und dass daraus dann eine Textidee entsteht mit der passenden Musik dazu. Es kann aber auch sein, dass es etwas gibt, was mich musikalisch interessiert, und ich daraus etwas schreibe, was zu meiner persönlichen Stimmung passt.“ Manchmal sei erst der Text da, manchmal die Musik. Dabei gibt es für sie kein Patentrezept: „Ich habe mir aber auch schon oft einfach Sachen von der Seele geschrieben. Wenn man sich zu viele Grenzen setzt, kann das auch eine Sackgasse sein.“

Ohne Grenzen in gewisser Weise war auch ihr Weg zur Musik. Auf jeden Fall nicht konventionell, denn eigentlich fuhr sie lange auf anderen Pfaden berufliche Wege im Werbe-Geschäft. Ihre Erfahrungen aus beiden Welten gibt sie an der Hamburg School of Music weiter als Dozentin für Artist Development. Doch wenn man ihrer Musik horcht, spürt man, dass ihr Herz offensichtlich ganz und gar dem Musikmachen gehört. Kompromisslos einen eigenen Weg gehend, ohne sich vom Mainstream vereinnahmen zu lassen.

Das, was dabei herauskommt, bezeichnet Miu selbst als Soul-Pop, doch möchte sie „in erster Linie schöne Musik machen“. Und das hat sie schon recht weit geführt. 2016 trat sie noch vor der Eröffnung der Elbphilharmonie dort mit ihrer zehnköpfigen Band auf. Sang bei Elbjazz, Jazz Baltica, Lunatic Festival oder bei den Kieler Wochen. Ist fest verknüpft mit dem Hamburger Label Herzog Record.

Wie sie uns berichtet, schreibt sie zurzeit auch schon an Songs für ihr neues Album, das nächstes Jahr in die Produktion gehen soll. Mit dem Erscheinen ist wohl Ende 2019 oder Anfang 2020 zu rechnen. Man darf gespannt sein, welche Entwicklung die Musikerin weiterhin nehmen wird, einen eigenen Eindruck kann man sich ab 20 Uhr im Schumann-Saal machen.

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