Mit Paradiesbildern an die Kunstakademie

Thomas Struth: Der international berühmte Künstler soll Nachfolger von Thomas Ruff werden. Landesregierung und Kunstakademie sind erpicht darauf, dass Struth das ehrenvolle Amt annimmt.

<strong>Düsseldorf. Thomas Struth (53), der große Porträtist der Stadtlandschaft, einer der wichtigsten Vertreter der Düsseldorfer Fotoszene, hat einen Ruf der Kunstakademie Düsseldorf als Nachfolger seines einstigen Kommilitonen Thomas Ruff erhalten, der 2006 seine Professur aufgekündigt hat. Für die Kunstakademie ist er ein großer Gewinn, und Markus Lüpertz freut sich auf sein Kommen, denn das Berufungsverfahren ist abgeschlossen.

Dennoch lässt sich Struth noch nicht gratulieren. Das Einstellungsverfahren sei noch nicht angelaufen. Ein Punkt dürfte die Verwandlung eines kaschemmenartigen Verließes in ein Profilabor sein. "Das kommt", beschwichtigt Kanzler Peter Michael Lynen. "So ein Verfahren dauert." Man werde den Vertrag "jetzt zügig bearbeiten".

Landesregierung und Kunstakademie sind erpicht darauf, dass Struth das ehrenvolle Amt annimmt. Sie wählten ihn schon im August für die Trauerrede für seinen Lehrer Bernd Becher beim Staatsakt im Ständehaus aus. Seine Position auf dem Kunstmarkt, seine internationalen Ausstellungen, all dies spricht für ihn.

Struth begann als leidenschaftlicher Saxophonist, malte als Student in der Klasse von Gerhard Richter, schuf als angehender Maler die ersten zentralperspektivischen Aufnahmen im Stadtteil Bilk und ließ sich von Richter sagen, er sei besser in der Fotoklasse aufgehoben. Eine gute Empfehlung, Struth ist längst ein Weltstar der Fotokunst, mit großen Retrospektiven in Amerika.

Nach der ersten Straßenfotografie, deren Motive durch eine irritierende Lautlosigkeit überzeugten, wurde er mit Porträts bekannt. Im Gegensatz zu Ruff wählte er intime Haltungen, Gesten und Blicke. Ihm ging es nicht um die Analyse dessen, was ein Porträt ist, sondern um zwischenmenschliche Beziehungen, mit dem familiären Milieu im Hintergrund. Die Personen wurden häufig arrangiert.

Seine Paradies-Bilder (seit 1998) wirken traumhaft schön. Das Dickicht der Bäume scheint durchlässig zu sein, es öffnet den Blick in die Tiefe. Struth präsentiert einen kunstvollen Naturraum, der nah und fern, dunkel und leicht, gegenwärtig und ewig wirkt. Wie im Wachtraum kommen alle Farben in den unendlichen Grüntönen zusammen. Was die Bilder auszeichnet, ist die fragile Schönheit jenseits der Vergänglichkeit.

Vita: Thomas Struth wurde 1954 im niederrheinischen Geldern geboren. Er studierte 1973 bis 1980 bei Gerhard Richter und Bernd Becher in Düsseldorf. 1992 wurde er auf der Documenta gezeigt.

Professur: 1993 bis 1996 war er Professor an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe.

Familienbildnisse: Seit 30 Jahren entstehen Familienbildnisse. Dabei belichtet er bis zu 60 Negative, wählt mit den Beteiligten ein bis zwei Aufnahmen aus und vergrößert sie.

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