Schumannfest : „Man darf nicht alles an Schubert messen“
Düsseldorf Franziska Heinzen singt Lieder von 19 Komponistinnen, auch von Schumann.
Sie war Künstlerin, Star-Pianistin, Komponistin, Ehefrau und Mutter von acht Kindern, ihre eigene Konzertmanagerin, Herausgeberin von Büchern und Noten und reiste durch ganz Europa. Und das im 19. Jahrhundert! Clara Schumann, vor 200 Jahren als Clara Wieck in Leipzig geboren, war mehr als „nur“ die Frau an der Seite des Musikgenies Robert Schumann. „Komponistin oder Zierde?“ Das fragt im Rahmen des Schumann-Fests ein ungewöhnliches Duo: Sopranistin Franziska Heinzen und ihr Klavierbegleiter Benjamin Mead. Am 29. Mai, 20 Uhr, präsentieren die beiden, im Hentrich-Saal der Tonhalle, einen Liederabend voller Romantik und Gefühl: Neben Clara Schumann kommen 18 weitere Komponistinnen aus zwei Jahrhunderten zu Wort.
Franziska Heinzen hat für das Konzert monatelang recherchiert
Sie breiten eine farbige Palette aus: Von der Frühromantik einer Fanny Hensel (Schwester von Felix Mendelssohn-Bartholdy) bis zu zeitgenössischen Gesängen der irischen Tondichterin Charlotte Bray. Die Reihenfolge und Auswahl stammen vom Duo selbst. Besonders Franziska Heinzen hat monatelang recherchiert, um ein rein weibliches Programm auf die Beine zu stellen. Laut einer Studie sind maximal fünf Prozent der aufgeführten Stücke, auf Konzertpodien weltweit, Werke von Frauen. Obwohl: „Ich bin weder Feministin noch halte ich Männer-Frauen-Quoten für sinnvoll.“ Dennoch: Zum 200. Geburtstag dieser außergewöhnlichen Doppel- und Dreifach-Begabung Clara (oder Multitasking-Frau) „ist es legitim, das Weibliche mal auf die Spitze zu treiben.“ So sind selbst einige der Lieder (auch der modernen) Vertonungen von Gedichten aus der Feder von Schriftstellerinnen.
Clara indes vertonte Lyrik von Emanuel Geibel oder Friedrich Rückert. Denn zu ihrer Zeit waren Komponistinnen ebenso rar wie Literatinnen. Zum Unterschied zwischen Liedern von Robert und Clara S. sagt Heinzen: „Bei Robert gibt’s eine Symbiose von Klavier und Stimme. Bei Liedern von Clara spürt man, dass sie eine unglaublich gute Pianistin war. So ist die Klavierbegleitung häufig anspruchsvoller. Die Stimme jedoch liegt nicht so geschmeidig wie bei Robert.“ Beim direkten Vergleich sei schnell klar: „Robert war der Große“. Als Komponist, versteht sich.
Die Sängerin Sheva Tehoval indes, die am 25. Mai mit von der Partie ist bei der Eröffnung des Festivals, möchte die beiden nicht vergleichen. Sie sagt: „Die Vorstellung, dass beide die Arbeit des anderen immer respektiert und bewundert haben, das gefällt mir sehr.“ Clara habe nur wenige Lieder geschrieben, „aber die Lieder, die ich singe, berühren mich durch deren Expressivität und Bescheidenheit.“
Die aparte Schweizerin Heinzen, die während ihres Studiums von Zürich an die Düsseldorfer Robert-Schumann-Hochschule wechselte, legte hier 2016 ihr Konzertexamen ab. Mittlerweile hat sie sich als Lieder-Spezialistin und Konzertsängerin einen Namen gemacht. Heinzens lyrischer leichter Sopran scheint prädestiniert für Lieder.