Malkasten: Der neue Stil des Tony Cragg

Der Rektor der Kunstakademie präsentiert sich den Düsseldorfern mit einer Kolossal-Skulptur vor dem Künstlerverein.

Düsseldorf. Viele Gäste waren gekommen, um der Enthüllung von Tony Craggs Bronze-Skulptur namens "Kettenreaktionen" beizuwohnen. Dazu gehörten Kulturdezernent Hans-Georg Lohe, Museumsdirektor Beat Wismer, Glasmuseums-Chef Dedo von Kerßenbrock-Krosigk, Kollegen wie Bogomir Ecker sowie Hunderte von jungen Künstlern der Düsseldorfer Szene.

Die Hauptfigur aber, der neu gewählte Rektor der Kunstakademie, stand im Hintergrund. Mit Cragg betritt eine "Magnifizenz" die Szene, die den Dialog liebt und weniger die Geste eines Stars.

Tony Cragg will vieles anders machen. Malkastenchef Robert Hartmann wies darauf hin: "Die Kunstakademie hat mit ihrem neuen Rektor wieder die Chance, in Düsseldorf wahrgenommen zu werden, sich auf ihre Geschichte, die sie mit Düsseldorf und auch dem Malkasten verbindet, zu besinnen." Das heißt, Tony Cragg wird die Akademie mehr denn je aufgrund von Berufungen mit der Stadt und der Region in Verbindung bringen.

Hartmann, ein blendender Redner unter freiem Himmel, machte Tony Cragg auch die wissenschaftliche Seite des Malkastens schmackhaft. Im berühmten Malkasten-Archiv befinden sich nicht nur Arbeiten des Bildhauers Wilhelm von Schadow, des Vorgängers von Cragg aus dem 19.Jahrhundert, sondern auch jede Menge historisch wichtiger Dokumente, die von Doktoranden und wissenschaftlichen Mitarbeitern der Akademie gehoben werden könnten.

Hartmann meinte mit dem ihm eigenen Humor: "Wenn Tony Cragg diesen Weg weitergeht, wird er ähnlich wie sein Kollege Wilhelm von Schadow als großer Künstler und Akademiedirektor in die Annalen der Stadt Düsseldorf eingehen." Cragg sprach nicht selbst, er ließ seine Skulptur sprechen. "Kettenreaktionen" ist ein eher symbolisch zu wertender Titel. Ketten zeigt die acht Meter hohe Kolossal-Skulptur jedenfalls nicht, sondern bewegte Silhouetten.

Die geschwungenen und sich windenden Profil-Säulen gehen immer wieder neue Verbindungen ein. Die Doppelfigur wirkt, als sei sie nicht fest gemauert in der Erde, sondern in steter Bewegung um die Achsen. Malkastenchef Hartmann sah darin den "Freiheitsgedanken", den Tony Cragg den Düsseldorfern beschere.

In Bewegung befand sich auch das Publikum. Es wanderte vom Vorplatz an der Jacobistraße in den Garten im Hintergelände, wo es dem Vize-Chef des Malkastens, dem Architekten Bernd Peters, gelungen war, aus zwei ramponierten, unbrauchbaren Garagen zwei formvollendete Ausstellungsräume zu schaffen. Dort zeigt Tony Cragg eine seiner "Early Forms" (Frühformen), eine Entwicklung von fünf Gefäßen zu einer ungewöhnlichen Skulptur in dunkler Bronze.

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