Drei Tage Lyrik im Heine-Haus : Lyrik-Fest mit Nora Gomringer im Heine-Haus in Düsseldorf
Düsseldorf Am Wochenende Tage standen beim zehnten Poesie-Fest im Heine-Haus die Lyrik und Vortragskunst im Mittelpunkt. Das Ereignis war fest in Frauenhand.
Poesie, Lyrik – schon in diesen zwei Worten schwingt etwas Schönes mit. Es ist die große Kunst, in der Kürze eines Textes eine ganze Welt zu erschaffen. Wie das auf hohem Niveau gelingen kann, zeigten fünf Autorinnen und ein Autor beim zehnten Poesie-Fest im Heine-Haus. Drei Tage lang stand dort, im Herzen der Altstadt, wieder die Dichtung mit ihrem ganzen Facettenreichtum im Mittelpunkt.
Martina Hefter thematisierte Magersucht und Armut
Lyrik hat einen ganz eigenen Klang und Rhythmus, die ihren Reiz ausmachen. So schön die Worte der Dichter klingen mögen, so ernst kann ihr Inhalt sein. Das bewies Martina Hefter am Eröffnungsabend. Die Autorin und Tänzerin wollte nicht bloß einen Text vortragen. Sie wählte für ihren Essay die Form der Performance. „Ich arbeite derzeit an einem Theaterstück, das auf meinem Gedichtband ‚In die Wälder gehen, Holz klauen für ein Bett‘ basiert“, erklärte sie zu Beginn.
Der etwas schräge Titel hat einen Hintergrund, den die 56-jährige im anschließenden Gespräch mit Moderator Tobias Lehmkuhl verriet. Er sei eine Anspielung auf das Paradoxon, sich ein gutes Bett nicht leisten zu können und deshalb lieber Billigware aus einem schwedischen Möbelhaus zu kaufen, das dafür wiederum Unmengen Holz verschwende. In ihren Texten setzt sich die in Leipzig lebende Schriftstellerin mit Themen wie Magersucht, Ausgrenzung oder Armut auseinander.
Für den Eröffnungsabend des Poesie-Festes hatte sie den Monolog „Lynn Meyer †2019“ ausgewählt, der sich mit den Gegensätzen von Mangel und Überfluss, Hunger und Völlerei auseinandersetzte. Dabei wechselte sie zwischen Live-Vortrag und Audio-Einspielungen. Die Inspiration schöpfte sie aus eigenen Erfahrungen und dem Schicksal einer guten Bekannten, die an den Folgen ihrer Essstörung verstorben ist, wie Martina Hefter im anschließenden Gespräch mit Tobias Lehmkuhl verriet.
Die zweite Autorin am Freitagabend zeigte, wie abwechslungsreich Poesie sein kann. Nora Gomringer las aus ihrem aktuellen Gedichtband „Die Gottesanbieterin“. Die 41-jährige ist eine gefragte Sprecherin für Radio und Fernsehen. Eine gute Schule für den Vortrag von Lyrik, wie sich schnell zeigte.