Kultur Kompakt Wie Jahrhundertautor Ernst Jünger in der jungen BRD wahrgenommen wurde

Düsseldorf · Der Direktor der Gerhart-Hauptmann-Haus-Stiftung, Winfrid Halder, hält einen Vortrag über „Strahlungen I“, einem Tagebuch aus dem Zweiten Weltkrieg.

 Schillernd und umstritten: Schriftsteller Ernst Jünger, aufgenommen am 30.11.1995 in München.

Schillernd und umstritten: Schriftsteller Ernst Jünger, aufgenommen am 30.11.1995 in München.

Foto: picture alliance / dpa/Frank Mächler

Ernst Jünger zählt zu den schillerndsten und umstrittenten Schriftstellern des 20. Jahrhunderts. Zum Abschluss der Reihe „1949 – Die Bestseller der jungen Bundesrepublik“ hält der Direktor der Stiftung Gerhard-Hauptmann-Haus, Winfrid Halder, am 27. Juni um 19 Uhr im Literaturbüro NRW einen Vortrag über Jüngers Tagebuch „Strahlungen I“.

1895 in Heidelberg geboren, ging Ernst Jünger 1913 zur Fremdenlegion. In der Flandernschlacht 1918 kämpfte er als Freiwilliger. Er studierte Zoologie und Philosophie. Ab 1941 wirkte Jünger im Stab des deuschen Militärbefehlshabers in Frankreich. Nach dem 20.7.1944 wurde er wegen Krankheit entlassen.

In den 1920er und 1930er Jahren agierte Ernst Jünger als politischer Publizist (mit antidemokratischen, antisemitischen, nationalistischen Tendenzen) und zugleich als surrealistischer Dichter. In den 1940er Jahren wird sein Roman „Auf den Marmorklippen“ als Schlüsselroman gegen den Nationalsozialismus gedeutet. Nach und nach zog sich Jünger aus der Politik und Aktualität zurück und stilisierte sich – mit Hilfe des Klett-Verlages – zum reinen Dichter, was ihm nicht nur renommierte Literaturpreise beschert, sondern auch prominente Begegnungen mit Bundespräsident Theodor Heuß, Bundeskanzler Helmut Kohl oder Frankreichs Staatschef Miterrand. Überhaupt ehrte Frankreich Ernst Jünger schon länger als einen der bedeutendsten Schriftsteller der Gegenwart, während ihm die Deutschen seine Nähe zum NS-Regime vorwarfen.

In seinem Tagebuch „Strahlungen I“ berichtet Jünger von seiner Zeit als deutscher Besatzungsoffizier in Paris seit 1940 sowie von einer Reise an die kaukasische Front im weiteren Verlauf des Zweiten Weltkriegs. Der Literat kontrastiert in seinen Notizen schreckliche Kriegserlebnisse mit Schönheit, Kunst und Natur – dadurch wirkt der Krieg noch entsetzlicher.  Winfrid Halder blickt auf die Wahrnehmung Jüngers in der jungen Bundesrepublik. Die Vortragsreihe haben das Literaturbüro NRW und die Stiftung-Gerhart-Hauptmann-Haus zum 50. Geburtstag des deutschen Grundgesetztes ins Leben gerufen. Der Eintritt ist frei.

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